Mit Worten lässt sich trefflich streiten. Über Wörter auch. Nicht erst seit Goethes Faust. Durch die Initiative des langjährigen Professors für Germanistik, Rudolf Muhr, gibt es seit 1999 auch in Österreich die Möglichkeit, das Wort und Unwort des Jahres zu diskutieren und darüber wortreiche Fehden auszutragen.
Dass das für Deutschland ausgerufene Wort des Jahres auch hierzulande automatisch von Relevanz sei, wollte der in Graz lebende Germanist, der seine universitäre Arbeit seit jeher in den Dienst des österreichischen Standarddeutsch stellt, nicht hinnehmen. Zu polyfon sei die Sprache von Deutschen, Österreichern und Schweizern, um sie lediglich auf eine Stimme festlegen zu können, zu unterschiedlich die gesellschaftlichen Debatten.
Was beim direkten Ländervergleich unweigerlich auffällt: Die Wahl der österreichischen Worte des Jahres sind eine höchst politische Angelegenheit. Nicht nur in diesem Jahr, wo Wörter wie „Chatprotokolle“, „Gewohnheitsunrecht“, „Inseratenkorruption“ und Unwörter wie „Impfapartheid“, „Erinnerungslücke“, „Kaufhaus Österreich“ oder „Quotenweiber“ gewählt werden können.