Nach der Ankündigung von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), das Lueger-Denkmal mit einer künstlerischen Kontextualisierung zu versehen, forderten die Grünen am Montag die Entfernung der Statue. "Lueger wird an unzähligen Orten der Stadt in Form von Platzbenennungen, Denkmälern, Obelisken und Brückennamen verehrt. Das einzige, was einfach entfernt werden könnte - nämlich die Statue Karl Luegers - bleibt fix bestehen", so Kultursprecherin Ursula Berner.
Es sei eine politische Entscheidung, ob eine Statue bestehen bleibe, und nicht eine des Denkmalamts, meinte Berner in Anspielung auf Kaup-Haslers Verweis, wonach eine Prüfung der obersten Denkmalschützer stattfinden müsse, um den Spielraum für die künstlerische Veränderung des Standorts bzw. des Denkmals selbst ausloten zu können.
Berner regte an, die Statue des früheren Wiener Bürgermeisters und Wegbereiters des politischen Antisemitismus in einen Skulpturengarten "mit anderen wichtigen, heldenhaft dargestellten Personen des öffentlichen Lebens" zu stellen, um die Person im Kontext seiner Zeit darzustellen. Außerdem stünde es Wien gut an, den Dr.-Karl-Lueger-Platz umzubenennen. Er könnte künftig etwa - nach der "Pionierin der Antisemitismusforschung" - Erika-Weinzierl-Platz heißen, schlug Berner vor.
Zufriedener mit den Plänen Kaup-Haslers zeigte sich die ÖVP. "Dass man im Zusammenhang mit dem Lueger-Denkmal nun den Weg der künstlerischen Kontextualisierung geht, ist durchaus zu begrüßen. Eine Absage an jede Form der 'Cancel Culture' war für uns von enormer Wichtigkeit, um die erforderliche sachliche Betrachtung zu gewährleisten", hielten der Dritte Landtagspräsident Manfred Juraczka und Markus Figl, ÖVP-Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, in einer gemeinsamen Aussendung fest.
Luegers Persönlichkeit verdiene eine differenzierte Betrachtung. "Das historische Gedenken, wie es uns im Lueger-Denkmal begegnet, gilt dem verdienstvollen Bürgermeister und den sozialen Fortschritten seiner Zeit und nicht jenem Politiker, der sich dem politischen Antisemitismus bediente", meinte Figl. Im Zuge der künstlerischen Kontextualisierung müsse der "respektvolle Umgang" im Vordergrund stehen. "Was jedenfalls nicht passieren darf, ist eine Entehrung des Denkmals", betonte Juraczka.
Die FPÖ wiederum forderte die Einbeziehung der Gemeinderäte in die Debatte. Der blaue Kultursprecher Stefan Berger stieß sich zugleich an der Entscheidung der Stadträtin, den "Schande"-Schriftzug auf dem Denkmal vorerst bestehen zu lassen. "Unabhängig von der Person des ehemaligen Bürgermeisters und dessen inakzeptabler antisemitischer Einstellung, ist es nicht hinnehmbar, dass Denkmäler von linksradikalen Randalierern zerstört werden, ohne dass das für diese Gruppe Konsequenzen hat. Wenn man in diesem Fall dem linken Rand nachgibt, stellt sich die Frage, welche weiteren Denkmäler und Kulturgüter zukünftig zerstört werden", formulierte Berger.