Asterix bleibt ein Print-Straßenfeger, darüber darf Barde Troubadix getrost eine Ballade dichten. Mit einer Startauflage von weltweit fünf Millionen Stück erscheint heute "Asterix und der Greif" in 21 Sprachen. Neben dem französischen Original ist die deutsche Übersetzung mit um die 1,5 Millionen die wichtigste. Es ist das bereits fünfte Abenteuer der beiden Franzosen Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichner) - und das erste ohne einen der beiden Schöpfer: René Goscinny starb bereits 1977, Albert Uderzo wachte bis zu seinem Tod 2020 über sein Erbe. Goscinny und Uderzo schufen eine Ikone französischer Kultur, einen unbeugsamen Weltstar mit Schnauzer, der seit 1959 mit seinem Freund Obelix (das ist der, der in den Zaubertrank geplumpst ist) gegen die Römer kämpft und vor nichts Angst hat - außer davor, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt.
Diese Schrullen und Macken haben Asterix erfolgreich gemacht. Tradition und Erbe sind dabei zwei wichtige Faktoren, die bei jedem neuen Album mitbedacht werden müssen. Dennoch ist jede neue Geschichte von Ferri und Conrad eine "Ausweitung der Kampfzone" - wie der Titel des gleichnamigen Romans des französischen Autors Michel Houellebecq lautet. Womit wir auch schon beim Thema wären: Wenn der römische Geograf Globulus, der eine Karikatur Houellebecqs ist, mit einer römischen Armee in Richtung Osten zieht, wird wieder einmal Neuland betreten: Eine gefangene Sarmaten-Amazone soll Cäsar zum Greif führen, den er für seine Zirkusspiele einsetzen will. Und so ziehen die Römer in Richtung Sarmaten-Land. Eine weite, wüste Gegend aus Schnee und Eis erwartet dabei nicht nur römische Legionäre, auch Asterix und Obelix verschlägt es nach Osten. Die Weite des Landes und die Unermesslichkeit des Raumes werden auf den von Conrad gezeichneten Seiten spürbar. Die Gallier folgen dem Hilferuf eines mit Miraculix befreundeten Schamanen.
Die Zutaten von fast jedem Asterix-Album werden beibehalten: Ferne Länder, gallische Unerschrockenheit, das Zurschaustellen liebgewonnener Eigenheiten und Keilereien mit den Römern, und dennoch reitet der Zeitgeist durch die Abenteuer von Asterix. "Etwas Neues im alten Rahmen" probieren, so beschreibt es Übersetzer Klaus Jöken. "Im neuen Album spielt die Umwelt eine große Rolle", beschreibt es Autor Ferri. Aber das ist nicht alles: Während im Vorgänger-Album "Die Tochter des Vercingetorix" Ferri und Conrad ein junges, selbstbewusstes Mädchen namens Adrenaline präsentierten, die sich den Traditionen der Altvorderen widersetzte, geht man jetzt einen Schritt weiter: Im Land der Sarmaten leben die Frauen als kriegerische Nomadinnen. "Während wir Männer an den Herd gehören", sagt ein Schamane. Und eines noch: Um die Kinder kümmern sich die Männer. Ferri und Conrad haben – ohne zu viel zu verraten – ein großes und gewohnt komisches Abenteuer geschaffen, das jedoch so endet, wie man es gewohnt ist: Mit einem Festbankett.