Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der Pottendorfer Linie von Wien-Meidling bis Wiener Neustadt sind in Ebreichsdorf im Bezirk Baden umfangreiche archäologische Funde freigelegt worden, die mit etwa 1.000 vor Christi Geburt datiert werden. Als Highlight gilt ein vor rund 3.000 Jahren verborgener Goldschatz. Dieser wurde aufgrund der "europaweiten Bedeutung" durch das Bundesdenkmalamt unter Schutz gestellt, teilten die ÖBB am Donnerstag per Aussendung mit.
Christoph Bazil, der Präsident des Bundesdenkmalamts, bezeichnete die Entdeckung des Goldschatzes als "spektakulär", die archäologische Grabung in Ebreichsdorf gehe dadurch "in die Geschichte ein". Konkret gefunden wurden laut Aussendung eine Goldschale, Goldspiralen und Reste eines golddurchwirkten Textils.
Bei den seit 2019 laufenden Grabungen wurde auch eine Siedlung aus der späten Bronzezeit (1.300 bis 800 v. Chr.) beinahe in ihrer gesamten Ausdehnung freigelegt. In Summe wurde eine Fläche von 70.000 Quadratmetern untersucht, 5.000 Fundnummern wurden vergeben. Die Entdeckungen - u.a. Reste von Wohn-, Arbeits- und Speicherbauten - geben Einblicke in die Lebensbedingungen und die damaligen Wohnverhältnisse. Geplant ist, die Funde nach Abschluss der wissenschaftlichen Arbeiten im Naturhistorischen Museum in Wien der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Franz Bauer, Vorstandsdirektor der ÖBB-Infrastruktur AG, hielt fest, dass archäologische Grabungsarbeiten im Rahmen "eines solchen Großprojekts" nicht zuletzt auch als Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben sind. "Neues zu bauen und Altes zu bewahren ist eine unserer Prämissen bei der Umsetzung von Bauprojekten."
Für die ÖBB stellt der Ausbau der rund 50 Kilometer langen Pottendorfer Linie "eine wichtige Maßnahme zur Kapazitätserweiterung auf der Südstrecke dar". Bis Ende 2023 ist laut Plan die durchgehende Zweigleisigkeit hergestellt.
Einmaliger Fund nördlich der Alpen
Archäologen haben bei Ausgrabungen in Nordschwaben in zwei Gräbern aus dem 6. Jahrhundert kostbare Gegenstände wie einen verzierten Elfenbeinkamm und eine Schale aus Afrika entdeckt. Nördlich der Alpen seien diese beiden Funde bisher einmalig, berichtete das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. "Die beiden Funde müssen damals echte Luxusgüter gewesen sein", sagte Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil zu den am Freitag vorgestellten Gegenständen.
Archäologen hatten in Deiningen (Landkreis Donau-Ries) den Boden eines Neubaugebietes untersucht und waren dabei auf die Gräber gestoßen. Nach Angaben der Behörde sind Elfenbeinschnitzereien des 6. Jahrhunderts extrem selten überliefert. Ähnlich gearbeitete Kämme aus diesem Zeitraum gebe es im Pariser Louvre, im Museum in Kairo und im Vatikan. Die Keramikschale stamme nicht aus heimischer Produktion, sondern komme aus einer Werkstatt im heutigen Tunesien. Dort sei diese spezielle hochwertige rote Keramiksorte hergestellt worden.