Es läge nahe, jetzt eine Kolumne über die KPÖ in Graz zu schreiben, aber nichts ist für Kolumnen schädlicher als ihre Vorhersagbarkeit. Darum schreibe ich lieber über Allergien. Sebastian Kurz und die Türkisen scheinen ja allergisch auf den Erfolg der KPÖ zu sein. Allergien sind heute so verbreitet wie Zahnschmerzen im Mittelalter. Irgendetwas scheint uns nicht zu bekommen und das Immunsystem schreit um Hilfe. Wer heute noch bei Kindergeburtstagen Nüsse auf den Tisch stellt, gilt als potenzieller Kindermörder. Das Kinderfest wird es auf die Schlagzeilen der Boulevardzeitungen schaffen als „Irres Partymassaker“.
Wer sich schon mal neben jemandem befand, der einen allergischen Schock erleidet, weiß, wie unheimlich so etwas ist. Wenn der Hals anschwillt, aber keine Luft mehr zu bekommen ist, wenn man sieht, wie der ganze Körper auszuckt, nein, das ist kein schöner Anblick. Ich selber habe nur Heuschnupfen. Ich erinnere mich an eine Nacht in einem Zelt mit Freunden. Es war am Rhein, ich war 14 und wir hatten das Zelt auf einem frisch gemähten Feld aufgestellt. Wir erzählten uns Gruselgeschichten, bis irgendwann eine Freundin zu schreien begann. „Seht mal, wie Dirk aussieht! Wie ein Zombie!“ Knallrote Augen, Flecken auf der Haut, ein kratzender Hals, der sich zuzuschnüren drohte.
Wir gingen zum Arzt und er diagnostizierte Heuschnupfen. Fortan mied ich Heu und Bauernhöfe und das Land.
Dirk Stermann