Lässig, männlich und immer mit einem gaunerhaften Lächeln auf den Lippen: So hat sich Jean-Paul Belmondo in die Riege der beliebtesten Darsteller gespielt. Regisseure wie François Truffaut, Louis Malle und Claude Sautet rissen sich um den jugendlichen, unerschrockenen Typ in engen Jeans und knapper Jacke. Neben Alain Delon profilierte er sich zu einem der wandlungsfähigsten Darstellern in allen Genres.
Am Montag verstarb der französische Charmeur, der zu den größten französischen Schauspielern seiner Generation zählte, mit 88 Jahren.
Der Altstar kann auf eine atemlose Karriere mit knapp 100 Kinofilmen und mehr als 40 Theaterrollen zurückblicken. Filme wie "Und dennoch leben sie" mit Sophia Loren, "Eine Frau ist eine Frau", "Die Millionen eines Gehetzten" und "Angst über der Stadt" ließen ihn zu einer Kultfigur des französischen Kinos werden.
Belmondo trat in Abenteuerfilmen wie "Cartouche" (1962) oder "Abenteuer in Rio" (1964) ebenso überzeugend auf wie in Actionfilmen, wobei er bei den meisten auch ohne Double auskam. Denn waghalsig war er schon immer. In seinen Interviews erzählte er gerne, dass er bereits als 15-Jähriger auf Dächer geklettert und vom fünften Stock der Wohnung seiner Eltern vom Balkon heruntergehangen sei.
Herzensbrecher, Draufgänger, Rebell: Damit begann Belmondos Filmkarriere. Im Jahr 1959 gab Jean-Luc Godard dem damals 26-Jährigen die Hauptrolle in "Außer Atem". Der Film ging als Meisterwerk der Nouvelle Vague in die Filmgeschichte ein und Belmondo, der den Kleinkriminellen Michel spielt, wurde auf einen Schlag zum Leinwandstar.
Alain Delon als ewiger Rivale
Seine Rollenvielfalt und ungebrochene Ausdruckskraft machten ihn für Melville zu einem der außergewöhnlichsten Schauspieler seiner Generation. Sein ewiger Rivale war AlainDelon. Doch an Belmondos komödiantisches Talent kam der Schönling nicht heran. Die Franzosen nannten Belmondo liebevoll "Bébel". Für Delon gab es keinen Spitznamen.
In den 70er-Jahren begann der durchtrainierte Schauspieler sich immer mehr als Komödiant und Actionstar zu profilieren. Dabei riskierte er auch Kopf und Kragen, denn er kam in den meisten Filmen ohne Double aus. Unerschrocken kletterte er an Strickleitern zu Helikoptern hoch und sprang über fahrende Züge. Als er sich in "Der Boss" bei einem Stunt am Kopf verletzte, machte er mit seinen halsbrecherischen Unternehmen Schluss. Da war er 52.
Dabei war Belmondo kampferprobt. Das lehrte ihn nicht nur das Kino. Als Berufsboxer hatte sich der Sohn eines Pariser Bildhauers über das Wandertheater bis hoch in den Kino-Olymp gekämpft - um dann in den 1980er-Jahren wieder tief auf die Erde zu fallen. Als sich das Kino von ihm abwandte, kehrte er wieder zu seinen Anfängen zurück, dem Theater. Im Jahr 1991 erwarb er in Paris schließlich sein eigenes Schauspielhaus und verwirklichte damit einen Jugendtraum. Belmondo stand in mehr als 40 Rollen auf der Bühne.
Nicht nur vor der Kamera musste der Haudegen Schläge einstecken. Im November 1999 erlitt er in Brest auf der Bühne einen Herzanfall und 2001 auf Korsika einen Schlaganfall.
Ein Mann und die vielen Gerüchte
Claudia Cardinale, Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot und Jeanne Moreau: Belmondo hat im Film die schönsten Frauen bezaubert, umarmt und geküsst. Doch nur mit wenigen hatte er auch im wahren Leben ein Verhältnis. Man habe ihn verdächtigt, der Geliebte aller Schauspielerinnen gewesen zu sein. Das habe nie gestimmt, sagte er in einem Interview. Bis auf eine Ausnahme, wie er einräumte. Und das sei Ursula Andress gewesen.
Andress sei eine hyperdynamische Schweizer Tigerin gewesen, führte er in dem Interview mit der Frauenzeitschrift "Madame Figaro" aus. Kennengelernt hatte er die heute 82-Jährige auf den Dreharbeiten zu "Die tollen Abenteuer des Monsieur L." von Philippe de Broca aus dem Jahr 1965. Die Beziehung mit dem ersten Bondgirl habe sieben Jahre gedauert, erklärte Belmondo, der zweimal verheiratet war. Die Beziehung zu ihr sei sehr intensiv gewesen.
Zu jenen, die dem charmanten Draufgänger mit dem breiten Grinsen widerstanden haben, gehört Brigitte Bardot, Ex-Leinwandstar und Sex-Symbol der 50er- und 60er-Jahre. Dabei hat sich Belmondo nicht unbedingt als galant und originell bewiesen. Er habe ihr bei den Dreharbeiten zu "Die Wahrheit" aus dem Jahr 1960 mehrmals an den Busen gegrapscht, wie er Anfang letzten Jahres der mittlerweile eingestellten Fernsehsendung "Le Grand Journal" ungeniert erzählte. Einmal, zweimal, dreimal, viermal, aber es habe nicht geklappt.
Etwas poetischer wirkt seine Offensive gegenüber Bardot in seinen in Frankreich 2016 veröffentlichten Memoiren. Sie habe seinen überzeugenden und glühenden Verführungskünsten widerstanden, schreibt er in dem Buch, das vor wenigen Wochen auf Deutsch unter dem Titel "Meine tausend Leben" erschienen ist. In dem Werk blickt Bébel, wie er von den Franzosen liebevoll genannt wird, auf seine Karriere und sein Leben zurück.