Der Veranstalter Barracuda Music setzt auf die Wissenschaft. Nachdem man im Juli bereits eine wissenschaftliche Analyse zum Coronainfektionsrisiko durch das - dann schlussendlich von den lokalen Behörden abgesagte - Frequency Festival in St. Pölten vorgelegt hatte, will man nun das Nova Rock Encore am 11. September in Wiener Neustadt wissenschaftlich begleiten und so zum "Flagschiff" für die kommende Konzertsaison machen. Das Konzept wurde nun in Wien vorgestellt.
"Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, wie wir die Zukunft der Konzerte und Festivals in Pandemiezeiten sehen", erläuterte Ewald Tatar, Festival-Leiter und Präsident der Interessengemeinschaft Österreichische Veranstaltungswirtschaft (IGÖV). Mit dem Regelwerk und der wissenschaftlichen Begleitung des eintätigen Nova Rock Encore wolle man "einen Event aufsetzen, der in Österreich seinesgleichen sucht". Die politischen Verantwortlichen forderte man nachdrücklich zum Dialog auf. "Wir wollen zeigen, dass wir nicht das Problem sind, sondern die Lösung!", so Tatar mehrfach im Rahmen der Pressekonferenz. Es könne nicht sein, dass Veranstaltungen ohne Besucherlimit möglich sind, lokale Behörden dann aber - wie beim Frequency - im Alleingang einen Rückzieher machen.
Gemeinsam mit dem Public-Health-Experten Hans-Peter Hutter wurde ein Präventionskonzept entwickelt, das die gesetzlichen Vorgaben "deutlich übertrifft". So gelte für Festivalbesucher die 2G-Regel, die bereits aus der Nachtgastronomie bekannt ist: Demnach ist der Besuch des Festivals ausschließlich für geimpfte Personen sowie für getestete Personen erlaubt, die einen gültigen PCR-Test vorweisen müssen. Dieser darf jedoch - anders als bei anderen Events - nicht älter als 48 Stunden alt sein. "Das Motto lautet: Vorsicht, Umsicht und Zuversicht", so Hutter.
Auch Simulationsforscher Niki Popper unterstützt die Durchführung des Festivals. Modellrechnungen würden Großveranstaltungen eine Chance geben, um positive Akzente zu setzen. So würden durch mehr Tests nicht nur mehr positive Fälle gefunden und Infektionsketten gerade unter jungen Menschen auch durchbrochen, sondern der Festivalbesuch sei auch ein maßgeblicher Motor, junge Menschen für die Impfungen zu gewinnen. "Die Veranstaltungswirtschaft ist das Sprachrohr der Jugend, die von der Politik überhört wird", ergänzte Herbert Weltler, medizinischer Berater des burgenländischen Impfkoordinators. "Jetzt müssen die von der Politik abgegebenen Versprechen eingelöst werden, damit die Durchimpfungsrate bis zum Herbst signifikant steigt."
Nachdrücklich forderte Ewald Tatar ein "Ende der Vogel-Strauß-Politik der Regierung". Man habe das Konzept zwar bereits vorgelegt, aber keine nennenswerte Reaktion erhalten, so der Veranstalter auf APA-Nachfrage. Dabei erarbeite man gerade Strategien, wie künftig auch weitere Festivals und Konzerte mit möglichst geringem Infektionsrisiko stattfinden und zugleich die Durchimpfungsrate unter den Jungen sogar steigern könnten. Umfragen hätten ergeben, dass sich 75 Prozent der Festivalbesucher impfen lassen würden, um an Festivals und Konzerten teilnehmen zu können.
Dass Präventionskonzepte greifen würden, habe zuletzt etwa das Szene Openair Festival in Lustenau bewiesen, wo es bei 7.000 Besuchern nur zwei Infizierte gegeben habe. Auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von durchgeführten Veranstaltungen verwies unterdessen CTS-Eventim-Austria-CEO Christoph Klingler: "Die Veranstaltungswirtschaft braucht klare und vor allem verbindliche Regeln. Wenn, zum Beispiel, die 2G-Regel die Vorgabe der Regierung ist, dann können die Veranstalterinnen und Veranstalter damit professionell umgehen und dementsprechend planen. Alles andere ist glatter Blindflug!"
Ab welcher Inzidenz man das Festival absagen werde - zuletzt gab es starke Anstiege bei den Infektionszahlen - wollte das Podium nicht beantworten. Mit dem vorliegenden Konzept habe man "einen sehr dicken Polster", hieß es. Man denke derzeit in Zwei-Wochen-Schritten. Nach heutigem Stand werde das Festival in einem Monat jedenfalls stattfinden. Mit den dabei erhobenen Daten wolle man jedenfalls als Vorbild für künftige Events fungieren. Aber, so Tatar abschließend in Richtung Politik: "Wir wollen uns die Regeln nicht immer selbst machen!"