Seiner privilegierten Herkunft ist sich der 21 Jahre alte Elijah, genannt Eli, Hewson voll und ganz bewusst. Seine Eltern heißen Ali und Paul Hewson, letzterer ist von Beruf Sänger von U2. Zehren möchten er und seine drei Freunde Robert Keating, Josh Jenkinson und Ryan McMahon aber nur ungern vom Bono-Bonus. „Wahr ist, dass sich die Türen anfangs für uns sehr schnell geöffnet haben“, sagt der Sänger und Hauptsongschreiber von Inhaler. „Aber sie hätten sich auch besonders schnell wieder geschlossen, wenn wir nichts taugen würden.“ Jede Band, so Hewson, brauche eine Basis. Mit einem der charismatischsten Musiker der Welt aufzuwachsen, reiche bei Weitem nicht aus, um selbst einer zu werden. „Die Leute denken, dass es einfacher ist und ich mir vieles hätte abgucken können. Aber etwas lernen kannst du nur, wenn du es selbst ausprobiert hast. Durch die Arbeit meines Dads sind wir ein wenig besser vorbereitet auf das Leben, das wir jetzt führen. Doch rauszugehen auf die Bühne und die Menschen von unserer Musik zu überzeugen, das liegt in unserer eigenen Verantwortung.“
Es ist ganz lustig, mit Eli über seinen Rock’n’Roll-Vater zu plaudern. Die beiden, so der Eindruck, haben ein herzliches Verhältnis, alles andere als frei von Frotzeleien. „Ich würde niemals auf einem Tourneeplakat unter ihm stehen wollen“, erteilt er der Idee eines gemeinsamen Stadionkonzerts grinsend eine Absage. „Und ich bin mir sicher, dass so einige Inhaler-Fans noch nie etwas von U2 gehört haben. Das ist ja eher die Musik ihrer Eltern.“ Die musikalischen Inspirationen für Inhaler und ihr Debütalbum „It Won’t Always Be Like This“ (Universal) kommen aus anderen Ecken: The Strokes, The Killers, Interpol, Thin Lizzy, Roxy Music und sogar Duran Duran lassen sich als Einflüsse heraushören. Inhaler ist eine Rockband mit massivem Pop-Drall. Eli Hewson und seine Kumpanen sitzen beim Zoom-Gespräch eng zusammengequetscht auf dem Sofa ihres Proberaums in Dublin, der Enthusiasmus der Jungs scheint riesig, sie wirken sympathisch aufgedreht.
Als Eli, Robert und Ryan (Josh stieß 2015 dazu) beschlossen, eine Rockband zu werden, gingen sie aufs St. Andrews College in Dublin. Eli Hewson: „Wenn du jung bist, willst du rebellieren. Gegen die Schule, gegen alles. Ich wusste, dass ich niemals einen herkömmlichen Bürojob haben wollte. Uns war allen klar, dass Musik ein wichtiger Teil unseres Lebens sein würde. Wir wollten einfach mitmischen und übten an fünf Tagen pro Woche.“ Mit 16 verließen die Teenager die Schule und stürzten sich zu hundert Prozent ins Abenteuer Rock’n’Roll, 2017 veröffentlichten sie eine erste Single, am Album selbst tüftelten sie drei Jahre lang: „Die meisten unserer Songs handeln vom Großwerden“, so Eli Hewson. „Es ist ganz schön verzwickt, den Übergang vom Teenager zum jungen Erwachsenen hinzubekommen. Wir alle müssen irgendwie einen Weg suchen, um zu uns selbst zu finden.“
Steffen Rüth