Krisen haben die ödesten Sprichwörter entstehen lassen. „Die Krise als Chance“ und „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach’ Limonade daraus“ und derlei mehr. Umso interessanter ist, wenn solche Sprüche zur realen Handlungsanleitung werden. Die styriarte exerziert dies nun vor. Nicht nur, dass man unter erschwerten Bedingungen ein Festival mit 77 Veranstaltungen aus dem Boden stampfte, nein, man hat das beste Einspielergebnis seit Jahren erzielt und interpretiert deshalb die coronabedingten Adaptionen als Wegweiser. Kürzere Konzerte, eine entspanntere Raumsituation und flexible Beginnzeiten sollen genauso wie mehr Popmusik, auch 2022 zur styriarte gehören.

Das Publikum goutiert 70 Minuten lange Formate und die größere Auswahl an Beginnzeiten. Das passt in die Zeit, die Flexibilität und Bequemlichkeit verlangt und honoriert. Dass ein Konzert 90 bis 100 Minuten dauern muss, eine Pause hat und aus dem strengen Dreischritt aus Einleitungsstück-Konzertstück-Hauptstück besteht, gehört zu den Konventionen, die man ohne Problem über Bord werfen kann. Es geht ja nicht um die Quantität, sondern um Qualität. Die stimmt bei der styriarte über weite Strecken immer noch. Und dass die Krise zur Lehrmeisterin werden kann, demonstriert die intakte geistige Beweglichkeit des Festivals.