Er war Pianist, Liedbegleiter, Chorleiter, Gesangslehrer, Komponist, Moderator, Chansonnier, Rezitator, Kabarettist, er war beim musikprotokoll im steirischen herbst nicht nur mehrmals als Dirigent, sondern sogar als Pantomime und Clown im Einsatz…

„Das Gefährliche daran, von allem etwas zu können, ist, dass man dann nichts wirklich gut kann“, sagt Karlheinz Donauer auf Spot On, für den das wahrlich nicht gilt. Für das Online-Kulturprojekt der ukrainischen Sopranistin Olga Cerwinski gab er erst vor 14 Tagen bei sich zu Hause ein Interview, in dem er unter anderem über den Zugang zu Oper und neuer Musik, über die Systemrelevanz der Kultur oder über seine Liebe zum Chanson sprach und natürlich auch live ein Klavierstück beisteuerte. „Am 17. Juli werden Sie 80…“, sagt die Interviewerin am Ende des 30-minütigen Beitrages, und Donauer ergänzt: „Ich hoffe, denn ich möchte noch lang weiterhin Gutes tun…“ Die Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Wie die Kleine Zeitung aus seinem Freundeskreis erfuhr, ist der passionierte Musiker in der Nacht von Sonntag auf Montag friedlich eingeschlafen.

Karlheinz Donauer wurde 1941 in Graz geboren, absolvierte das Pestalozzi-Gymnasium, studierte in seiner Heimatstadt Klavier und Gesang, befasste sich aber auch mit Schulmusik und Chordirigieren, wo er bei Karl Ernst Hoffmann sein Diplom erlangte. 1979 erfolgte die Ernennung zum außerordentlichen und im Jänner 1985 zum ordentlichen Universitätsprofessor der Grazer Kunstuniversität (damals noch Musikhochschule). Donauer, der auf Auftritte als Pianist u. a. in Istanbul, Moskau oder in der Carnegie Hall in New York verweisen konnte, wirkte mehrmals als Leiter der Abteilung für Gesang und Bühnengestaltung.

Das besondere Interesse des Grazers galt der Rezitation in Verbindung mit Musik, also der Aufführung von Sprechtexten mit Orchester oder Klavier, Melodramen, Chansons, Kabarettsongs und dergleichen. Für den ORF wirkte er unter anderem in der Fernsehsendung „Komm, sing mit“. Er war in der Klassik, aber auch in der Avantgarde verankert: Für den steirischen herbst dirigierte er zum Beispiel Robert Morans „Musik für die Grazer Altstadt“ und wirkte in Dietmar Polaczeks Uraufführung „Applaus“ als Sprecher mit. Für den ORF-Wien trug er zu Produktionen von Friedrich Cerha und Michael Gielen bei. Auch für den ORF-Steiermark gab es eine ansehnliche Liste von Aufführungen mit seiner Beteiligung, etwa Melodramen von Ernst Ludwig Uray, die „Weihnachtshistorie“ von Erich Marckhl oder Paul Hindemiths Gesangszyklus „Die junge Magd“.

Mit dem Salzburger Komponisten Wilhelm Keller und dem Grazer Klarinetten-Quintett brachte der hochmusikalische Allrounder beim Label fidula die schöne Klezmer-CD „Nigunim“ mit Tanz- und Sing-Anleitungen heraus. Zudem liebte er Chansons. Noch Anfang Juni gab er mit Natalia Ryabova (Sopran) im Kärntner Schloss Albeck, dem er lang verbunden war, das Unterhaltungskonzert „Der unwiderstehliche Charme des Chansons“. Ein spezielles Kapitel war seine Tätigkeit als Kabarettist: Sechs Jahre war Karlheinz Donauer, dessen Markenzeichen ein schelmisches Lächeln, schwarze Lederjacke und ein immer schickes Cowboy-Lederhalsband waren, Schauspieler und Pianist bei den legendären „Galeristen“ und steuerte auch lange Zeit das Seine zum „Musikalisch-Literarischen Salon“ von Gerda Klimek mit. Mit Klimek gab es etliche weitere gemeinsame Produktionen, wie „Ausverkauf nach Noten“, „Böse Lieder jenseits von 70“, „Chansons von A- bis Z“ oder „Lachen wieder erlaubt“.