Die Aktion #allesdichtmachen sorgt weiterhin für Aufsehen und Kontroversen und hat es sogar zu Schlagzeilen in den internationalen Medien gebracht. Bekannte Schauspieler wie Jan Josef Liefers, Volker Bruch  Ulrich Tukur oder Nicholas Ofczarek hatten in der Vorwoche mit dieser Aktion über Social Media-Kanäle die Corona-Politik der Regierung kritisiert. Die beabsichtigte Ironie in den Beiträgen ist allerdings großteils verloren gegangen bzw. falsch angekommen. Einige der Beteiligten haben ihr Videobeiträge nach heftiger Kritik und teils Zustimmung aus dem rechten Lager bereits zurückgezogen.

Schauspielerin Ulrike Folkerts etwa erklärte nun auf Instagram, ihre Teilnahme an der Aktion sei "ein Fehler" gewesen. Die als Diskussionsbeitrag gedachten Videos seien "vielleicht falsch zu verstehen" gewesen. Auch Schauspieler Richy Müller zog mittlerweile sein Video zurück. Er hatte darin abwechselnd in zwei Tüten geatmet und dabei ironisch kommentiert: "Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr." Er habe festgestellt, dass er damit viele Menschen verletzt hätte, "die ich niemals kränken oder veralbern wollte", sagte Müller.

Und auch das Schauspielerpaar Martin Brambach und Christine Sommer ruderte zurück. "Es war vielleicht ein Fehler, solche Videos ohne jeglichen Kontext oder wenigstens ein paar erklärende Worte zu veröffentlichen", erklärte das Paar - und distanzierte sich von "einer Vereinnahmung durch die AfD und anderen rechten Gruppen." Die gesellschaftliche Spaltung müsse gestoppt werden.

Die Reaktionen gegen die Beteiligten fallen offenbar zum Teil sehr heftig aus. „Was ist nur aus unserem Land geworden, dass man nicht mehr kritisch hinterfragen darf?“, sagte etwa Schauspieler Ben Becker in einem Interview. Seine Schwester Meret Becker hatte sich an #allesdichtmachen beteiligt, ihr sei viel Hass dafür entgegengeschlagen. „Meine Schwester sitzt zuhause und weint. Sie bekommt sogar Morddrohungen“, sagte Becker. Becker selbst befindet sich derzeit bei Dreharbeiten für einen ZDF-Film. „Ich sitze hier am Set in meinem Wohnwagen, und draußen stehen Leute und rufen, wo der Becker ist. Das macht Angst. Wer weiß, was noch alles passieren wird.“

Kritik und Unverständnis

Während zahlreiche Virologen und andere Experten die Aktion der Schauspieler scharf verurteilt haben, äußert etwa der Virologe Hendrik Streeck Verständnis für den Protest: „In meinen Augen hat die Politik es nicht geschafft, alle Menschen mitzunehmen“, sagte Streeck in einem Facebook-Interview. Er sehe im Moment keinen in der Politik, der versuche, die Bürger wieder zusammenzuführen, und das beunruhige ihn derzeit am meisten. Es sei nicht gut, wenn sich ganze Bevölkerungsgruppen nicht wahrgenommen fühlten, kritisierte Streeck.

Die Videos waren am Donnerstag der Vorwoche veröffentlicht worden und thematisierten etwa die politische Entscheidungsfindung oder die Kontaktbeschränkungen in der Pandemie. Kritik und Unverständnis folgten prompt. Rasch ließen einige der Künstler ihre Clips löschen und entschuldigten sich, andere erklärten oder verstärkten ihre Absichten.