Da keiner sagen könne, was aufgrund der Pandemie möglich sein wird, werde hybrid geplant - aber auf dem Gelände der Linzer JKU "programmieren wir in wesentlich größerem Umfang als voriges Jahr", sagte Ars-Electronica-Direktor Gerfried Stocker in einer Pressekonferenz am Montag.
In der digitalen Welt tummeln sich mittlerweile über vier Milliarden Menschen, sie wurde von einem Ort zum Austausch von täglichen Banalitäten und Katzenfotos zu einem politischen Schlachtfeld, umriss Stocker zum Thema "A New Digital Deal". Hier brauche es dringend ein neues Abkommen. "Wie können wir die digitale Welt in den Griff bekommen, aber auch einen machtpolitischen Durchgriff verhindern?", fragte er. Welche Fähigkeiten und Experten brauchen wir, welche Rolle kommt den einzelnen Menschen zu?
Leben im digitalen Feudalismus
Man habe bemerkt, dass es an grundlegenden Rahmenbedingungen der digitalen Welt krankt und mangelt. In Europa habe sich dazu mit dem "digitalen Humanismus" eine Dynamik und ein Selbstverständnis entwickelt. Themen wie Digitaler Feudalismus, Arbeitsbedingungen und Ökologie in der digitalen Welt werden heuer beleuchtet.
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sah die Ars Electronica wieder als "Trendsetterin bei gesellschaftlichen Entwicklungsfragen, dass wir inhaltlich etwas weiterkommen, um die Transformation für die Gesellschaft insgesamt zu gutem Ende zu bringen". Kulturstadträtin Doris Lang Mayerhofer (ÖVP) betonte, es sei auch ein "Festival der Hoffnung" und man zeige damit "wir sind es, die die Welt gestalten."
Das Modell der analogen und digitalen Kepler's Gardens in aller Welt aus dem Vorjahr, als das Festival erstmals hybrid stattfand, werde beibehalten, sagte die für Kooperationen zuständige Veronika Liebl. Es biete Unterstützung für die Kunstschaffenden und "wir hoffen auf viele Veranstaltungen vor Ort". Wie schon im Vorjahr bat sie Interessierte, nicht unbedingt im September nach Linz zu kommen, sondern nach einem Kepler's Garden in der Nähe zu suchen und das Online-Angebot zu nutzen.
2020 gab es über 120 "Gärten" weltweit, heuer sollten es noch mehr werden. Festivaldirektor Martin Honzik forderte Interessierte auf, "Gärtner" zu werden, einfach eine E-Mail an das Festival zu schreiben und Teil davon zu werden, Kunstschaffende, Forscherinnen und Forscher, Industrie, alle seien dazu aufgerufen, ein Programmpunkt des Festivals zu werden.
In Linz wird das Areal der Johannes Kepler Universität der Hauptaustragungsort des Festivals sein, aber auch in der Innenstadt wird mit Ars Electroinca Center samt drei neuen Ausstellungen, Kunstuni und OK - Offenes Kulturhaus viel zu sehen sein. Das Thema "A New Digital Deal" sei möglichst zeitgemäß, sagte JKU-Rektor Meinhard Lukas und kündigte an, dass die Interventionen auf dem Gelände seiner Uni in Linz-Urfahr deutlich in Zusammenhang mit der neuen, in Oberösterreich geplanten Universität für Digitalisierung stehen werden.
Reise zu Communitys rund um die Welt
Das Residency-Programm sei trotz Pandemie so umfangreich wie nie und bei der Austragung des EU-Starts-Prize arbeite man mit über 100 Partnern zusammen, erklärte Liebl. Stocker betonte, das Festival sorge als aktive Kraft international dafür, "dass wir nicht auseinanderdriften und Kontakte verlieren". Das Festival sei eine Reise zu Communitys rund um die Welt, die daran arbeiten, die Welt zu verbessern und sich aktiv mit der Zukunft auseinanderzusetzen, sagte Festivalleiterin Christl Bauer und nannte das MIT Boston, Hexagram Quebec und Bozar in Brüssel als Partner.
Dass im Vorjahr der Prix Ars Electronica für Digital Communities an die anonyme Gruppe der Protestbewegung in Hongkong ging, habe die Kontakte mit China beeinträchtigt. Es sei noch immer schwierig mit staatlichen Einrichtungen, sagte Stocker, besser laufe es mit der Privatwirtschaft und für den Prix gebe es viele Einreichungen aus China.