"Zum Glück leben wir in Partnerschaften, unsere Frauen tragen mental und finanziell alles mit. Versprochene Fördergelder sind rasch bei uns angekommen, und nachdem wir kaum Möglichkeiten haben, Geld auszugeben, kommen wir über die Runden“, umreißen die „Noarn“ das Überleben in der Krisenzeit. Vibraphonist und Schlagzeuger Berndt Luef wendet allerdings als „Gefahr die drohende Möglichkeit“ ein, „Förderungen zurückzahlen zu müssen für angepeilte Projekte, die nicht verwirklicht werden konnten“.
„Kaischlabua“ Christoph Wundrak hat noch Anfang und im Sommer 2020 „mit sechs verschiedenen Formationen relativ viel gespielt“. Doch „fehlende Auftritte über Monate und bis zu anderthalb Jahre ohne Aussicht auf Konzerte, verbunden mit Ausfall von Tantiemen“, schmerzen. „Da wird die eigene ‚Selbstverständlichkeit‘ auf eine harte Probe gestellt“, erlebt Luef.
Zudem „zehrt der Wegfall vieler Veranstaltungsplätze ziemlich an der Lebensfreude“. Denn „für kleinere Veranstalter, Clubs und Gasthäuser sind die Bedingungen – wie das Abstandhalten – schier unmöglich. Dort leben die Konzerte ja von einer dichten Atmosphäre“, was die Dezimierung der freien Szene befürchten lasse.
„Einzige Auftrittsmöglichkeiten wären auf Skipisten, Spaziergängen und Demos“, karikiert Bertl Pfundner die auch für „Noarn“-Kollege Andreas Safer „teils sehr unlogischen Maßnahmen“. Ähnlich den medial groß abgefeierten „ersten Impfungen im Dezember – und im März fehlt noch immer der Impfstoff“, ergänzt Wolfgang Moitz und verweist darauf, dass „wir ja schon die Situation hatten, wo Veranstaltungen mit Einschränkungen sehr gut funktioniert haben. Veranstalter und Publikum sind da voll mitgegangen.“
Nachweislich sei „vom Kulturbetrieb keine Infektionsgefahr ausgegangen“, so Wundrak. „Was man von anderen Bereichen, wie Wintersport, nicht behaupten kann.“ Für Pfundner ist „die unehrliche Politik, die vom Bierzelt bis zur Kammermusik alle Kulturveranstaltungen in einen Topf wirft, schmerzhaft“. Man merke, kritisieren die „Noarn“, „dass die Kultur bei der Regierungsspitze leider zu Kurz kommt“.
Dass „Auftritte gar nicht oder nur sehr vage und risikoreich geplant werden können“, sei für alle „das Schlimmste“. Pfundner: „Wir brauchen Publikum, unsere Musik lebt vom Live-Erlebnis. Das Streamen ist vielleicht einmal interessant, aber es ist eigentlich steril und traurig.“ Luef: „Rasch geschehen sollte zumindest eine Information, wann ein Konzertbetrieb wieder möglich ist und welche Optionen für Kleinveranstalter bestehen.“ Wundrak: „Ob und was sich generell ändern wird, ist jetzt noch nicht abzuschätzen. Die zivilisierte Welt wird sicher nicht so weiterfahren können wie vor der Pandemie, und das betrifft alle Bereiche, speziell die Wirtschaft, wozu auch der Kulturbetrieb gehört.“
Gemeinsame Proben als „Anker“ (Pfundner) für die Motivation sowie „Arrangements und Bearbeitungen“ (Luef) lieferten auch Ernte. Aniada a Noar feiert heuer 40-jähriges Jubiläum und hat eine neue, „passend betitelte“ CD „Live“ herausgebracht; Berndt Luef stellte die Compilation-CD „Alamanc“ zusammen.
Elisabeth Willgruber-Spitz