Es gibt nicht viele Künstler und Künstlerinnen, die Emmy, Grammy, Oscar und Tony bekommen haben. Schauspielerin Audrey Hepburn ist eine davon, auch der Komponist Andrew Lloyd Webber gehört zum kleinen Kreis derer, die man in den USA "EGOT" nennt: E für Emmy, G für Grammy, O für Oscar und T für Tony. Auszeichnungen für Fernsehen, Musik, Kino und Theater. Auch Schauspielerin Whoopi Goldberg gehört dazu und natürlich Liza Minnelli. "Das beste daran, eine Auszeichnung zu gewinnen, ist der Abend, an dem du sie gewinnst", sagte die Diva jüngst der "Vanity Fair". "Und danach musst du zurück an die Arbeit gehen." Am 12. März wird die Schauspielerin und Sängerin 75 Jahre alt.
Berühmt wurde Minnelli schon vor ihrer Geburt, als Fans und Boulevardmedien sehnsüchtig das Kind von Schauspielstar Judy Garland ("Der Zauberer von Oz") und Regisseur Vincente Minnelli ("Vater der Braut") erwarteten. "Ich wurde geboren und dann haben sie ein Foto gemacht." Schon mit drei Jahren steht Minnelli das erste Mal vor der Kamera und wächst im Showbusiness auf. "Fast jeder, den meine Eltern kannten, war im Showbusiness", sagte sie der "Vogue". "Deswegen war fast jeder, den ich in meiner Kindheit getroffen habe, in der Branche tätig. Wenn ich jetzt zurückschaue, realisiere ich natürlich, dass das keine normale Kindheit war. Aber für mich damals war es das." Und es sei auch eine glückliche Kindheit gewesen.
Elan von der Mutter
"Von meiner Mutter habe ich den Elan, von meinem Vater die Träume, und einen guten Sinn für Humor habe ich von beiden", sagt Minnelli - und steigt selbst auch ins Showbusiness ein. Sie wird Broadway-Star, Tänzerin und Nachtclubsängerin, bis sie Anfang der 70er-Jahre den endgültigen Durchbruch schafft. Die Musicalverfilmung "Cabaret" wird zum Welterfolg. Mit ihrer Rolle als Nachtclubsängerin Sally Bowles im Berlin des Jahres 1931 erschafft Minnelli eine Ikone und wird mit dem Oscar ausgezeichnet. Als ihr Name vorgelesen wurde, habe ihr Vater laut aufgeschrien, erinnert sich Minnelli. "Ich habe Tinnitus, weil mein Vater bei den Oscars so geschrien hat, ehrlich."
Minnelli versucht, sich aus dem Schatten ihrer berühmten Eltern herauszuarbeiten. "Das härteste war, als ich selbst bekannt zu werden und nicht als die Tochter von jemandem", sagt die Diva. "Es war nicht und ist nicht einfach, ein so genanntes normales Leben zu führen." Dabei habe sie alles selbst geschafft. "Meine Mutter hatte es nicht so mit Unterrichtsstunden und Ratschlägen. Sogar als ich in die Branche gegangen bin, hat sie mir nicht alles bereitgelegt - ich habe es einfach gemacht. Ich bin mir sicher, dass Produzenten und Regisseure fasziniert davon waren, dass ich die Tochter von Judy Garland war und dass mir das sicher geholfen hat, aber ich bin rausgegangen und habe es alles selbst gemacht."
Marilyn Monroe und Frank Sinatra wurden enge Freunde, gemeinsam mit Andy Warhol war Minnelli Stammgast im berühmten New Yorker Nachtclub "Studio54". Zu ihrem Mentor wurde der 2018 gestorbene französische Sänger Charles Aznavour. "Fast alle meine Bewegungen stammen von Charles. Ich war absolut darauf konzentriert, es nicht so zu machen, wie es meine Mutter gemacht hat."
Nicht immer läuft es rund in ihrem Leben, beruflich und privat. Die Rollen blieben aus, die Männer kamen und gingen. Viermal heiratet Minnelli, viermal lässt sie sich wieder scheiden. Die Liste ihrer Krankheiten und Operationen ist mindestens eben so lang, wie die ihrer Filme: Zahlreiche Knieoperationen, beide Hüftgelenke wurden durch künstliche ersetzt, und eine Gehirnentzündung war so schlimm, dass die Ärzte ihr ein Leben im Rollstuhl prognostizierten. Außerdem kämpfte Minnelli häufig mit Alkohol, Drogen und Übergewicht. Zuletzt begab sie sich 2015 erneut in eine Entzugsklinik.
Aber Minnelli arbeitet sich immer wieder hoch - und auch das wird zu ihrem Markenzeichen. "Ich habe einfach einen ganz großen und festen Glauben. Ich glaube, dass man immer positiv denken muss, immer weiter lernen und sein Leben jeden Tag mehr genießen und wertschätzen muss", sagte sie einmal der Deutschen Presse-Agentur. Ihr Ziel dabei: "Immer noch besser werden." Und: "Ich würde alle meine Fehler wieder machen."
Inzwischen hat sich Minnelli aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen. Eine 2019 veröffentlichte Filmbiografie über ihre Mutter ("Judy"), für die Hauptdarstellerin Renée Zellweger mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, kommentierte sie nur kurz und abweisend. "Ich hoffe, dass sie eine gute Zeit dabei hatte, es zu drehen." Aber sie könne sich auch vorstellen, wieder zu schauspielern, sagte Minnelli der "Vanity Fair". "Je nachdem, was da so kommt. So war ich schon immer."