Die Grenzen verschwimmen in einer Bilderwelt, die ganz ohne Worte auskommt. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion - sie sind in der Graphic Novel "Temple of Refuge" aufgelöst, in der die Geschichte des irakischen Flüchtlings Sartep Namiq erzählt wird, der 2016 nach Deutschland kommt und im ehemaligen Flughafen Tempelhof eine Notunterkunft bezieht.
Namiqs Geschichte, die von seinen Wünschen, Ängsten und Träumen erzählt, mündete in dieses außergewöhnliche Projekt: Namiq kommt in Kontakt mit der "Gesellschaft der neuen Auftraggeber", die Bürgerbeteiligungsprojekte umsetzt. Namiq will seine Geschichte als Comic erzählen: Ganz ohne Worte, damit sie universell verständlich wird. Bruce Sterling, einer der Wegbegründer des Cyberpunk, und Matthias Zuber entwickelten mit ihm die Geschichte: Der reale Tempelhof ist der Ausgangspunkt einer dystopischen Science-Fiction-Erzählung, in der das Smartphone als Aufbewahrungsort für Namiqs Träume dient. Nach der unmenschlichen Flucht folgt eine Welt, in der das Recht des Stärkeren voherrscht.
Ein Ausflug in einen Berliner Comicladen mit dem Direktor der "Gesellschaft der neuen Auftraggeber", Alexander Koch, sollte dann Klarheit über den Zeichenstil schaffen. Der Zeichner Felix Mertikat hat die Geschichte in sehr poetische Bilder gegossen, die Namiqs Suche nach Halt in einer brutalen Welt lebendig werden lassen. Die Bildsprache ist so emotional, dass man keine Worte braucht. Herausgegeben wird die Graphic Novel von der Egmont Comic Collection: "Wir freuen uns, dass wir mit diesem Projekt dazu beitragen können, dass Sartep Namiqs Geschichte verbreitet wird", sagt Karoline Westermeyer Benz vom Verlag. Für Egmont Ehapa war diese Art des Projektes auch neu. Der gesamte Erlös wird an die Organisation Sea Watch gespendet: "Das war Namiqs Wunsch."
"Dieses Projekt war die erste Tür für mich, die sich nach meiner Flucht wieder öffnete", sagt Sartep Namiq. Die Zeit in der Flüchtlingsunterkunft war eine äußerst harte Zeit: "Die konkrete Situation in Tempelhof habe ich mir zwar vor meiner Ankunft nicht so ausgemalt, aber mir war klar, dass es nicht einfach werden würde. Ich war ja alleine und kannte weder die Sprache noch die Kultur. Ich war also auf eine schwere Zeit gefasst, war mir aber auch sicher, dass ich sie überstehen würde. Die Männer, mit denen ich mir das Zimmer geteilt hatte und viele der Menschen im Hangar waren allerdings vollkommen ohne Hoffnung." Ihm war es daher wichtig, dass die Geschichte überall verstanden wird - deshalb kommt sie auch ohne Worte aus.