Kein einziger Infektionsfall unter den 76.500 Besuchern, 1400 Mitwirkenden und rund 3700 Mitarbeitern (außer bei einer Aushilfe): Die Salzburger Festspiele blickten bei ihrer Pressekonferenz gestern in der Felsenreitschule zunächst einmal zufrieden zurück, ehe sie nach vorn schauten. Für Markus Hinterhäuser war der vergangene Festivalsommer aber auch ein künstlerisch besonderer, den eine „immer stärkere Begeisterungsgemeinschaft“ genossen habe.

Man habe jedenfalls ein Zeichen gesetzt, auch wenn er derzeit etwas ernüchtert sei, wie der Intendant gestand. Aber: „Obwohl die Wirklichkeit sehr bestimmend ist und uns einen klugen, konstruktiven, kreativen Pragmatismus verordnet“, möchte er nicht dem vorauseilenden Pessimismus huldigen und habe darum für nächsten Sommer ein volles Programm erstellt. Hinterhäuser und sein Team wollen Umsicht und Vorsicht walten lassen, „ohne dabei Fantasie und Kreativität in die zweite Reihe zu stellen“.

Zu einem Gros besteht das Programm 2021 aus Verschiebungen aus dem heurigen Jubiläumsjahr. Auf diesem „Verschiebebahnhof“ kamen nur „Boris Godunow“ und eine Neueinstudierung der „Zauberflöte“ auf längere Geleise. Bleiben immer noch sechs szenische Produktionen: Die „Elektra“ von Richard Strauss mit dem Leading Team Franz Welser-Möst und Krzysztof Warlikowski sowie „Così fan tutte“ von Mozart mit Joana Mallwitz und Christof Loy, heuer heftig akklamiert, sind als Wiederaufnahmen zu erleben. Von den Osterfestspielen wird die „Tosca“ mit Anna Netrebko in der Titelrolle übernommen, von den Pfingstfestspielen Händels allegorisches Oratorium „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“ über wahre Werte des Lebens, inszeniert von Robert Carsen.

Hinzu kommt Mozarts „Don Giovanni“, der mit Teodor Currentzis als musikalischem Leiter und Romeo Castellucci als Regisseur Außergewöhnliches verspricht. Und Hinterhäuser freut sich mit „Intolleranza 1960“ auf den Abschluss der Gesamtwerkpräsentation von Luigi Nono in Salzburg; Dirigent Ingo Metzmacher und Regisseur Jan Lauwers werden diesen flammenden Appell zu Gerechtigkeit verantworten. Morton Feldmans Einakter „Neither“ (mit Sarah Aristidou) und „La Damnation de Faust“ von Hector Berlioz (mit Elina Garanča) konzertant komplettieren das dichte Opernpaket.



Für die 93 Konzerte von der „Ouverture spirituelle“ (diesmal mit dem Motto „Pax“) über die Reihe „Canto lirico“ bis zu einem Bach-Schwerpunkt kommt einmal mehr die Crème de la Crème nach Salzburg. Nur ein Auszug: Joyce DiDonato, Juan Diego Flórez, Christian Gerhaher, Grigory Sokolov, Igor Levit, Christina Pluhar, Jordi Savall, Riccardo Muti, John Eliot Gardiner erstmals mit der Camerata Salzburg, Stammgäste wie die Berliner Philharmoniker, das West-Eastern Divan Orchestra oder die „Heimmannschaft“ Wiener Philharmoniker...

Auf dem Schauspielsektor wurden ja Verena Altenberger und Lars Eidinger als neues Paar im „Jedermann“ schon vorgestellt Karin Henkel bringt die Shakespeare-Adaption „Richard The Kid & The King“ auf die Perner-Insel, Jossi Wieler Hofmannsthal „Bergwerk zu Falun“ ins Landestheater. Und Burgtheater-Chef Martin Kušej inszeniert auf der Perner-Insel Schillers „Maria Stuart“.

Helga Rabl-Stadler, die in ihr letztes Jahr geht, denkt übrigens noch mehr an das Morgen und Übermorgen: Mit dem Projekt „jung & jede*r“ wolle man das Jugendprogramm der Salzburger Festspiele laut der Präsidentin „explodieren lassen“.