Ein historisches Jahr neigt sich seinem Ende zu: „Historisch“ bedeutet freilich nicht immer gut. Ich dachte bei dem Wort aber ausnahmsweise nicht an die Pandemie, sondern an all die Jubiläen in diesem Jahr in diesem Land. Zum Beispiel wurde der Traditionsfußballverein der Landeshauptstadt, Austria Klagenfurt, 100 Jahre alt! Doppelt so alt wie die Uni! 100: Biologisch schon eine seltene Meisterleistung, soziologisch ebenso! 100 Jahre muss man erst einmal werden! Der „Traditionsfußball ‚verein‘“ „Austria Kärnten“ wurde zum Beispiel: 3! (In Worten: drei!). Da wird es in 97 Jahren nicht mehr viel zu feiern geben …
Mehr als ein kleiner Festakt im Sandwirth war der Austria coronabedingt nicht vergönnt. Auch Adventlieder aus Tausenden Kehlen wird man im Stadion heuer nicht hören … Aber man hätte freilich aus der Not des Augenblicks eine Tugend der Nachhaltigkeit machen und die 100 Jahre wenn schon nicht zelebrieren, so feiern können, indem man ein großes repräsentatives Werk (= Buch, Bildband) produziert und publiziert, das die Geschichte der Austria erzählt. Ob Rapid, Sturm, GAK, LASK – oder hier der KAC: Alle Traditionsvereine der Republik haben, als sie ihr 100-Jahr-Jubiläum begingen, ein solches Werk geschaffen – das was jenseits des tagesaktuellen Auf-und-Abs gesichert bleiben wird. Ein stilles Fest auf Papier – viele Jahre haltbar! Und da geht es nicht um den Verkauf! Da geht es um die Existenz! Das heißt, es ist keine ökonomische, sondern eine politische und philosophische Frage.