Wie haben Sie das Coronajahr bisher überstanden?
WILFRIED MAGNET: Bis auf den Umstand, dass ich mir am 14. März einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen habe, eigentlich ganz gut.


Wie ist Ihnen das passiert?
Vor dem Ausliefern von Büchern wollte ich beim Hinuntergehen der Stiege schauen, wo eine bestimmte Adresse ist, und schon bin ich gelegen. Ich wurde gleich operiert und alles ist gut gegangen. Aber ab dem Nachmittag brauche ich doch noch einen Stock, um sicher gehen zu können.


Ihr körperliches Handicap hatte offenbar keine allzu großen Auswirkungen auf Ihre Geschäfte?
Im ersten Halbjahr darf ich nicht jammern, da haben wir ungefähr gleich abgeschnitten wie im Jahr davor. Jetzt muss man halt schauen, wie sich das entwickelt. Wir haben natürlich drei Kunstmessen nicht besuchen können. Die erste wäre im März die „Art Vienna“ gewesen. Anfang November hätte in der Hofburg die „Art & Antique“ stattfinden sollen. Dieser wichtige November-Umsatz rutscht jetzt in eine spätere Zeit hinein. Zum Glück gibt es Kataloge. Die guten Sachen bleiben ja trotzdem gefragt.


Was sind die „guten Sachen“, die Sie in der Hofburg angeboten hätten bzw. was ist Ihr aktuelles Spitzenwerk?
Der sogenannte „Pacherweg mit Stern“ von Werner Berg, ein schönes Dezember/Jänner-Bild, das den Weg zum Nachbarn vom Rutarhof zeigt.
Zu welchem Preis bieten Sie das Gemälde an?
Für 185.000 Euro. Beim Wiener Auktionshaus Kinsky ist zuletzt ein figurales Bild, das an die Kegler erinnert, zum Preis von 195.000 Euro netto, mit Aufgeld um 249.600, versteigert worden. Bei Berg hält dieser Aufwärtstrend ungebrochen an.


Die großen Auktionshäuser machen derzeit auch online gute Umsätze. Schmerzt Sie das?
Nicht unbedingt. Dadurch, dass diese Ergebnisse für jedermann einsehbar sind, hat das Publikum auch mehr Preissicherheit. Es schafft Vertrauen in eine gewisse Art von Kunst. Vieles, was Sie im Auktionshaus kaufen können, bieten auch wir an. Oft sogar zum besseren Preis. Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren immerhin sechs Gemälde von Berg verkauft.


Was ist sonst noch gefragt?
Kiki Kogelnik, Anton Mahringer oder Zoran Music. Wir haben jetzt in einem New Yorker Auktionshaus selber ein Cavallini-Bild von Music ersteigern können, zu einem guten Preis für einen unserer Kunden.


Wissen Sie, wie es derzeit Kärntner Galerien geht, die primär auf junge, zeitgenössische Kunst setzen?
Gar nicht so schlecht, wie ich höre. Aber es fehlen diesen Galerien, mehr als uns, die Messen. Wir tun uns ein bisschen leichter im Publizieren von Katalogen, weil uns halt die Bekanntheit von Klassikern zugutekommt. Einen Hoke muss man nicht mehr groß vorstellen. Bei jungen Künstlern ist das doch etwas anders.


Sind Ihnen in der aktuellen Krise auch Kunden begegnet, die ihr Geld – etwa als Alternative zu Gold – bewusst in Kunst investieren?
Eher selten. Einer, der die Kunst nicht liebt, wird das kaum tun. Aber wir haben zum Beispiel von Sepp Schmölzer viel Schmuck verkauft. Bestimmte seiner Formen werden jetzt wieder geschätzt. Wir haben einige Sachen gehabt. Aber die sind jetzt alle weg.


Wie sind Sie bisher als Buchhändler durch die Krise gekommen?
Wir haben bei den Büchern schon Einbußen von rund 30 Prozent. Reisebücher gingen natürlich überhaupt gar nicht, dafür aber Belletristik und Jugendliteratur wie nie zuvor. Im Frühjahr hatten wir auch sehr viele Onlinebestellungen. Da haben wir bis zu 15 Pakete pro Tag zur Post gebracht. Wir haben zur Zeit des Lockdowns auch Sackerln mit Rechnung vor die Tür gestellt. Das machen wir jetzt auch wieder so. Man kann also auch regional online oder telefonisch kaufen. Alles, was bis Mittag um 11.30 Uhr bestellt wird, steht am nächsten Tag schon vor der Tür.


Haben Sie bisher staatliche Förderungen in Anspruch genommen?
Wir verlassen uns da lieber auf die Kassa als auf Förderungen. Bis auf das AMS haben wir bisher nichts ausgenützt. Aber das könnte natürlich bis Jahresende noch der Fall sein.