Im Jahr 1991 erschoss die US-koreanische Ladenbesitzerin Soon Ja Du in Los Angeles eine 15-jährige Schwarze, die sie fälschlicherweise für eine Ladendiebin hielt. Sie wurde nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, was die Massen empörte, die ohnehin wegen der Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King durch vier Polizisten in Aufruhr waren. Nach dem Freispruch für die Polizisten kam es zu Unruhen, bei denen 53 Menschen starben und Tausende Geschäfte in Koreatown niedergebrannt wurden.
Dieses historische Ereignis ist Ausgangspunkt von Steph Chas Roman „Brandsätze“. Die US-koreanische Autorin erzählt darin eine fiktive Geschichte, die eng an die Ereignisse von 1991 angelehnt ist, und entwickelt sie ins Jetzt weiter: Da ist einerseits Grace, die in der Apotheke ihrer koreanischen Eltern arbeitet. Dass ihre Mutter einst eine junge Afroamerikanerin getötet hat, erfährt sie erst, als ihre Mutter selbst auf einem Parkplatz niedergeschossen wird. Erschüttert macht sie sich auf eine schmerzhafte Spurensuche.
Auf der anderen Seite ist Shawn, Bruder des einst getöteten Mädchens, der eine Vergangenheit als Kleinkrimineller hat und seit Jahren versucht, ehrlich über die Runden zu kommen. Doch die Wut über die Geschehnisse vor 30 Jahren kocht regelmäßig in der Familie hoch und überträgt sich auf die nachfolgende Generation.
Cha schildert sehr präzise und ohne Parteinahme, wie ein traumatisches Ereignis noch Jahrzehnte später die Generationen lähmt. Manchmal reichen Nebensätze und kleine Details, um ein ganzes Panorama des Schreckens rund um Rassismus, Angst vor Kontrollverlust und den Wunsch nach Rache zu entfalten. Ein souverän erzählter Roman, der seinen Ausgangspunkt in der Vergangenheit hat, aber viel über das Heute erzählt. Und am Ende immerhin ein bisschen Hoffnung für das Morgen offenlässt.