Ein Behältnis mit flachen, weißen Spielsteinen und eines mit schwarzen. Ein Spielfeld, bestehend aus 19 horizontalen und 19 vertikalen Linien, die ein Gitter von 361 Schnittpunkten bilden. Auf diese legt Monika Klengel die Spielsteine. Immer abwechselnd, erst schwarz, dann weiß. Was das mit künstlicher Intelligenz zu tun hat? So einiges. Das beweist Klengel bei ihrer Lecture-Performance im Theater im Bahnhof.
Von Roboterhündchen und hörenden Ananasstauden
Aber von Anfang an: Im Sommer 2019 ist Klengel nach London gereist und hat die Ausstellung "More than human" im Barbican Center besucht. Im unübersichtlichen Feld der künstlichen Intelligenz machte sie sich auf die Suche nach dem Begriff der Hoffnung.
In ihrer Lecture-Performance erzählt sie davon. Da geht es etwa um ein Roboterhündchen, das Gefühle erkennen kann. Oder um einen Gedichte-Generator, der aus dem Wort Hoffnung vermeintliche Poesie macht. Es sei nicht zu viel verraten, aber eine hörende Ananasstaude spielt dabei eine Rolle.
Der undenkbare Spielzug
Und dann geht es um besagtes Spielfeld mit den schwarzen und weißen Steinen. Es handelt sich dabei um das japanische Brettspiel Go. Es gilt als besonders schwierig und komplex, Intuition und die "Schönheit" der Spielzüge stehen im Fokus. 2016 sorgte das Spiel für Schlagzeilen. Das Computerprogramm "AlphaGo" besiegte den weltbesten Spieler, Lee Sedol. Der 37. Spielzug, der "Move 37", den das Computerprogramm machte, ging in die Geschichte ein. Er überraschte alle als ein für den Menschen undenkbarer Spielzug: 1:10.000 stehen die Chancen, dass ein Mensch diesen Spielzug durchführt, das hat das Programm berechnet.
Gibt es einen "Move 37", der die Gesellschaft verändern kann? Auf den Menschen gar nicht kommen können, der aber dennoch existiert? Diese und noch viele weitere Fragen wirft Klengel auf. Sie beschäftigen die Performerin, das ist merklich zu spüren und das reißt einen mit.
Mithilfe der Technik wird Klengels Stimme immer wieder verzerrt, sie wird dann monotoner, computerähnlich und dabei fast mystisch, in jedem Fall Nachdruck verleihend. Die Performance hat im Ganzen etwas Surreales, gepaart mit etwas - dem Namen gerecht werdend - Belehrendem, wobei die Verwunderung und rege Faszination Klengels (über)tragend sind.