Das Ars Electronica Festival 2020 "Keplers Garden's - eine globale Reise zur Vermessung der 'neuen' Welt" ist am Campus der Johannes Kepler Universität (JKU) angekommen und hat den analogen Kepler-Garten zu neuem Leben erweckt.
"Diese Ars-Electronica-Leute sind eingefallen und haben den Campus auf den Kopf gestellt", schmunzelte Rektor MeinhardLukas, "sie haben so viele Ideen umgesetzt, auf die ich nie gekommen wäre, wie die Bühne für die Große Konzertnacht am Teich aufzubauen". Überrascht habe ihn auch, wie viele Wissenschafter das Angebot der Kooperation mit Künstlern angenommen hätten. "Aus wissenschaftlicher und künstlerischer Sicht sehr zukunftsweisend, auch was die neue TU betrifft, die Zugänge zu Innovation sind breiter als üblich geworden".
Der Presserundgang am Donnerstag startete in der Kepler Hall, wo die beeindruckenden Siegerprojekte des Starts Prize der Europäischen Kommission präsentiert werden wie "Design by Decay" der Kanadierin Andrea Ling, die versucht, beim Design gleich den restlichen Kreislauf eines Stoffes mitzudenken. Im Freien strömt derweil eine Wolke aus einem Gerüst - der Schweizer Lukas Truniger thematisiert damit unser Bemühen, die Natur zu kontrollieren und zu imitieren.
"Es gibt keine verlässlichen Zufallszahlen"
Weiter ging es vorbei am Open Innovation Center - mit tollen Projekten wie dem Festivalhighlight von Ars-Electronica-Direktor Gerfried Stocker, "The Transparency of Randomness", in dem 27 Würfel Zufallszahlen kreieren. "Eines der großen Probleme der digitalen Informatik: Es gibt keine verlässlichen Zufallszahlen" - zum Fulldome/VR & AR-Lab, einer Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo unter anderem der Campus mittels Laser Scans in eine poetische Installation verwandelt wird.
Dabei ist am Campus nur ein kleiner Teil des Festivalprogramms zu sehen, die Veranstaltungen der über 120 Kepler-Gärten rund um die Welt gibt es im Internet. "Ich bin froh, dass das Festival nicht abgesagt, sondern ein anderes kreatives Setting erarbeitet wurde", rechnete Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) vor, dass man bis Weihnachten täglich acht Stunden schauen könnte, würde man das gesamte Online-Programm konsumieren wollen. Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer betonte: "Die Ars Electronica hat einen Nerv der Zeit getroffen, auch in der Krise visionär zu agieren."
Das Setup der über 100 digitalen Räume entwarf unter anderem der Dramaturg und Autor Roman Senkl. Der in Dortmund und Berlin lebende Künstler hat Graz-Bezug, ist er doch Mitbegründer der "Plattform Graz".
Einen Blick in die Zukunft erlauben vielleicht wirklich die Projekte, die aus einem Call des Linz Institute of Technology (LIT) entstanden sind. "Wir waren begeistert, wie viele Projekte eingereicht wurden und haben uns für zwölf entschieden", sagte Vizerektor Christopher Lindinger. Disziplinen übergreifend, Kunst und Technologie vereinend gibt es etwa eine mit dem Juridicum erarbeitete "AI Truth Machine", die im extra für das Festival aufgebauten "KI Gericht" Lügner entlarvt, das JKU-Interactive-Robocar K und "Magic darts", eine Dartscheibe, bei der man immer trifft.
Im Park präsentiert sich neben anderen Installationen das Jugendfestival "Create Your World" mit seinen Siegern aus dem Prix Ars Electronica, die auch alle anwesend sein werden. Denn das ist das wohl größte Zugeständnis an die Coronakrise: Das Gewusel von Kreativen, Künstlern und internationalen Gästen muss den Schutzmaßnahmen weichen, auf die auch am Rücken der Infotrainer-Jacken in Piktogrammen hingewiesen wird. Maximal 500 Gäste gleichzeitig dürfen auf das große Areal, Einbahnsysteme in den Gebäuden und großzügig angelegte Bespielung im Freien sowie Desinfektionsmittelspender allerorten halten das Virus gegenwärtig.