Ausgehend vom historischen Raum Mitteleuropas, versteht sich das Mittelfest nicht bloß als Bühne von Literatur, Musik, Theater und Tanz – das Mittelfest schöpft seinen ureigensten Antrieb aus den Kriegen und Konflikten, die diese Länder bis herauf ins 20. Jahrhundert prägten. Und dieser geografische Raum hat keine klaren Grenzen, noch weniger ein Zentrum – im Mittelpunkt des Festes stehen die Kunst und die Auseinandersetzung mit Themen der Zeit.
So werden in Cividale del Friuli im italienischen Friaul Themen wie der Genozid im bosnischen Srebrenica ebenso verhandelt wie die Covid 19-Pandemie. Zur Eröffnung am 5. September wird in der Chiesa San Francesco unter dem Titel „Il Terzo Reich“ (Das Dritte Reich) eine Video-Installation von Romeo Castellucci gezeigt. Ganz aktuell ist „Panico ma rosa - dal diario di un non intubabile“ - also aus dem Tagebuch eines Nicht-Intubierbaren von Alessandro Benvenuti. „Es ist eines der ersten Stücke Italiens, das aus der Covid 19-Periode stammt. Ein bedrückender Monolog basierend auf seinen eigenen Erfahrungen“, sagt Cristina Savi vom Mittelfest. Benvenuti und seine Frau erkrankten selbst am Coronavirus.
Rumble in the Jungle - in Musik übersetzt
Nicht weniger spektakulär ist „Muhammad“ des niederländischen Ikarai Ensembles. „Eine überraschende Show“, sagt Savi, denn die Truppe geht auf musikalisch-historische Reise in das Kinshasa des 30. Oktober 1974: Als Muhammad Ali in dem als „Rumble in the Jungle“ in die Geschichte eingegangenen Boxkampf den amtierenden Schwergewichtsweltmeister George Foreman entthronte. „Der Rhythmus des Boxens wird hier in Musik übersetzt“, sagt Savi. Unter Direktor Haris Pašović ist ein umfangreiches Programm gelungen: Einer der Höhepunkte ist wohl der Auftritt von Musiker Vinicio Capossela am Samstag, den 12. September. „Pandemonium“ ist der Titel des Abends, der auf den Lockdown verweist und alle (Pan) Dämonen (demonium) dieser Zeit. Übrigens: In John Miltons Epos „Paradise Lost“ bezeichnet der Begriff die Hauptstadt der Hölle.