Der Wirbel um die Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart vom Literaturfestival Harbour Front geht weiter. Eine Einladung für einen anderen Veranstaltungsort lehnte Eckart, die am 14. September ihren Debütroman "Omama" im Wettlesen um den Klaus-Michael-Kühne-Preis vorstellen sollte, gemeinsam mit ihrem Verlag ab. Unterdessen wehrt man sich gegen Unterstützung von falscher Seite.
"Linke zerstören Deutschlands Freiheit - Kabarettistin Lisa Eckhart nach Gewaltandrohung von Kulturfestival ausgeladen", textete am vergangenen Samstag der Landesverband Hessen der AfD auf Facebook zu einem Foto von Eckhart. "Sowohl Lisa Eckhart als auch der Paul Zsolnay Verlag weisen diesen plumpen Versuch der Instrumentalisierung zurück und betonen, die Inhalte und Ziele dieser Partei entschieden abzulehnen", hieß es heute in einer Presseerklärung dazu. "Darüber hinaus verletzt diese Aktion sowohl das Persönlichkeitsrecht als auch das Urheberrecht. Rechtliche Schritte gegen die AfD-Hessen wurden bereits eingeleitet."
Kritiker werfen der 1992 in Leoben geborenen und heute in Leipzig lebenden Kabarettistin vor, bei ihren Auftritten rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen. Eckhart war wegen Sicherheitsbedenken des Hamburger Nochtspeichers ("Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, dass sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschäden wahrscheinlich sind.") vom Festivalteam ausgeladen worden.
Nachdem der Club, seit vielen Jahren Veranstaltungsort des "Debütantensalons" im Harbour Front Literaturfestival, in der Begründung für die Absage präzisierte, dass es sich nicht um Drohungen von, sondern um Warnungen vor Gewaltanwendungen gehandelt habe, möchte das Festival nun die gesamte Veranstaltung (und nicht nur, wie zunächst angeboten, jene von Lisa Eckhart) an einer anderen Location stattfinden lassen und hat die Einladung an Lisa Eckhart zur Teilnahme erneuert. "Zu unserem größten Bedauern" hätten die Autorin und ihr Verlag aber abgesagt, so die Festivalleitung, die betont, "dass uns weder politische Motive, noch irgendwelche Kritik an der Arbeit der Künstlerin beeinflusst oder gar geleitet haben".
Im Verlag hieß es dazu gegenüber der Austria Presse Agentur, man habe selbst am Anfang den Vorschlag einer Verlegung der gesamten Veranstaltung gemacht, sei damit aber abgeschmettert und Eckhart stattdessen eine Online-Lesung angeboten worden. Jetzt sei es zu spät. Nun werde Eckart instrumentalisiert, wogegen man sich verwehre. "Aufgabe eines Verlags ist auch, seine Autoren und Autorinnen zu schützen", sagte Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger der Deuschen Presse Agentur. Die Autorin stehe nun "unter enormem Druck".
Unterdessen hat der Autor Sascha Reh über Facebook aus Solidarität mit Eckhart seine Teilnahme an den Lesungen um die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres abgesagt: "Ich sehe mich außerstande, bei einer Veranstaltung zu lesen, die sich nicht unmissverständlich hinter das Recht auf Freiheit in Kunst und Rede stellt - auch dann, wenn mit Krawall zu rechnen ist."
In Wien wird Eckhart ihren Roman am 27. August bei den O-Tönen im Museumsquartier vorstellen. Heute, Montag, Abend sowie am Dienstag tritt sie im Wiener Stadtsaal mit ihrem Programm "Die Vorteile des Lasters" auf.