Die Schublade, in die Martin Moro (52) passt, wurde noch nicht gezimmert. Der Grazer firmiert zwar als Folk- und Bluesmusiker, der mit seinem Gitarrenstil – dem „Fingerstyle“ oder „Fingerpicking“ – ganz tief in die Seele dieses Genres reingreift, dennoch ist seine musikalische Welt grenzenlos.
Seit 30 Jahren im „Geschäft“, das für ihn nie nur ein solches war, ist es ihm heute vor allem wichtig, sich in der Kunst des Weglassens zu üben. „Denn erst wenn man Ballast abwirft, zeigt sich, was alles in der Musik drinnen steckt.“
Und es war tatsächlich ein besonders stimmiges Wohnzimmer-Konzert: Hauptsächlich im Folk und Blues beheimatet, aber auch dort immer wieder die Grenzen auslotend, hat der alte Gitarrist einen besonders berührenden Gospel-Schwerpunkt gesetzt. Vor allem der Song „Great Dream from Heaven“ von Joseph Spence ging ganz tief unter die Haut. Der Gospel ist ein Lebensthema für Martin Moro, der Blues ebenso. „Im Blues geht es aber nicht nur darum, dass alles furchtbar ist, es geht auch um Lebensfreude", sagt Moro.
Martin Moro hatte insgesamt acht Songs im Programm, der Auftritt in seinem kleinen Studio war ein gelungener Balanceakt aus meditativer Ruhe und stürmischer Energie. Doch nie kam das kunstvolle „Fingerpicking“ des Soundtüftlers als billige Angeberei über die Bühne. Vielmehr hat Moro auf die Reduktion gesetzt und dadurch der Zerbrechlichkeit seiner Melodien starke Konturen verliehen.
Wann immer es wieder möglich sein wird, man darf sich jetzt schon auf die Live-Konzerte dieses Künstlers auch abseits der digitalen Bühne freuen.
Martin Moro ersucht um Spenden für das Projekt "Westbahnhoffnung" in Villach, das sich um sozial Benachteiligte kümmert.