Die Dienstagabend veröffentlichte, coronabedingte Absage der Bayreuther Festspiele 2020 war ein herber, wenn auch zuletzt nicht völlig unerwarteter Schlag für die Kulturszene. Besonders trifft die Entscheidung den österreichischen Jungregisseur Valentin Schwarz, hätte der 30-Jährige heuer doch die Neuinszenierung des gesamten "Rings" stemmen sollen - was nun wohl auf 2022 verschoben ist.
Wann wurden Sie von der Entscheidung in Kenntnis gesetzt, die Festspiele heuer ausfallen zu lassen?
Valentin Schwarz: Katharina Wagner hat mich persönlich am Dienstag nach dem Beschluss über das traurige Ergebnis informiert. Natürlich haben wir alle bis zum Schluss gehofft, dass es nicht so weit kommen würde.
Unterstützen Sie die Entscheidung zur Absage dennoch?
Ich stehe total hinter den gesundheitspolitischen Maßnahmen und der gebotenen Sorgfaltspflicht der Festspiele, jetzt nicht die Gesundheit der Mitarbeiter und des Publikums leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Aber natürlich muss man auch darüber nachdenken, inwieweit jetzt von den politischen Entscheidungsträgern die gesellschaftlichen und ideellen Kollateralschäden durch die Krise abgefangen werden können.
Überwiegt bei Ihnen das Gefühl der Enttäuschung, dass es heuer noch nichts wird, oder eine gewisse Erleichterung, dass Sie nun bis 2022 und somit schlicht mehr Zeit für Ihr Konzept haben?
Es wäre zynisch, angesichts der bereits investieren Manpower, der künstlerischen Energie, der enormen dispositionellen Organisation und den unzähligen geleisteten Arbeitsstunden der verschiedensten Gewerke wie Bühne und Kostüm von "Erleichterung" zu sprechen, im Gegenteil: Das ganze "Material" ist fertiggestellt und sollte jetzt auf der Bühne zum Einsatz kommen - darum fühlt es sich für uns alle eher an wie ein kalter Wagner-Entzug.
Inwieweit werden Sie von Ihrem Vorhaben für heuer nun abweichen? Werden Sie Ihren "Ring" nochmals neu denken?
Dafür gibt es keine Veranlassung: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und das Konzept benötigt jetzt den Probenprozess, die Begegnung mit den verschiedenen Persönlichkeiten der DarstellerInnen, um daraus ein lebendiges Bühnenerlebnis zu schaffen. Das stille Kämmerlein hat erstmal ausgedient.
Wissen Sie schon, was das nun für Ihre persönlichen Sommerpläne bedeutet?
Erstmal begeben wir uns mit dem Team in Klausur, um uns zu sortieren nach diesem Schock, dieser künstlerischen Vollbremsung. Und dann werden wir uns darüber Gedanken machen, wie wir die künstlerische Energie, die für diesen Sommer bereitstand, vielleicht für andere Herzensprojekte einsetzen und kanalisieren können...
Martin Fichter-Wöß/APA