Das Koproduktionshaus brut Wien fühlt sich aus seinem Stammhaus im Wiener Künstlerhaus "verdrängt". Deshalb will Leiterin Kira Kirsch nun um den alternativen künftigen Standort im Atelier Augarten "kämpfen", wie es in einer Aussendung heißt. Offenbar soll man sich aber mit dem Verein Bucharischer Juden (VBJ) über eine gemeinsame Nutzung des Areals einigen, man brauche jedoch die gesamte Fläche.
Um "aktiv der unsicheren Zukunft im Künstlerhaus am Karlsplatz eine Alternative entgegenzusetzen und im Falle einer Verdrängung aus dem Künstlerhaus" abgesichert zu sein, habe sich das brut im April 2018 für das leer stehende Atelier Augarten - den ehemaligen TBA21-Standort - beworben. Während man zunächst seitens der Burghauptmannschaft "sehr positive Signale" erhalten habe, sei dem Theater im Dezember mitgeteilt worden, dass man Gespräche mit dem VBJ zwecks einer "gemeinsamen Nutzung" führen solle. "brut benötigt nach dem Verlust des Künstlerhauses und für die Etablierung eines neuen Standortes der lokalen und internationalen Performanceszene die gesamten verfügbaren Räumlichkeiten im Atelier Augarten", heißt es nun in der Aussendung des Theaters. Daher appelliere man an die politischen Entscheidungsträger des Bundes, "sich für zeitgenössische Kunst und die freie darstellende Szene Wiens einzusetzen".
Zugleich verweist man auf Unterstützung seitens der Wiener Festwochen und dem Festival ImPulsTanz: "Beide Kulturinstitutionen haben ihrerseits Interesse an einer temporären Nutzung der Räumlichkeiten während ihren Festivalzeiten bekundet." Der neue Eigentümer des Künstlerhauses, die Haselsteiner Familienprivatstiftung, habe "kein Interesse daran, dass brut in sein Stammhaus zurückkehrt". Die im März ihre Pforten öffnende "Albertina modern" halte im Künstlerhaus "eine klare Vormachtstellung und kann als Vermieterin auch die Mietbedingungen diktieren", heißt es seitens des brut Wien.
Neben "Einschränkungen bei bestimmten Veranstaltungsformaten" seien es auch stetig gestiegene Renovierungskosten gewesen, die eine Rückkehr nunmehr unmöglich machen würden. Diese seien von ursprünglich zwei Mio. Euro auf drei Mio. Euro gestiegen, wovon die Stadt Wien lediglich 800.000 Euro genehmigt hätte. Zwar hätte man die ausstehenden 1,2 Mio. Euro in Form eines Kredits stemmen können, die erhöhte Summe jedoch nicht mehr, ohne die künstlerische Qualität weiterhin zu gewährleisten. Fazit: "Durch extrem gestiegene Sanierungskosten und verschlechterte Bedingungen wird brut von seinem traditionellen Standort verdrängt." Umso dringender sei nun eine Entscheidung seitens der Burghauptmannschaft, die dem Wirtschaftsministerium zugeordnet ist.