"Los, komm, Brian. Sonst haben die ihn gesteinigt, bevor wir da sind," jammert Brians Mutter mit durchdringender Stimme in der Jesus-Persiflage "Das Leben des Brian": Terry Jones verkörperte mit Wonne die weiblichen Quälgeister der legendären Monty-Python-Truppe. Nun ist die Seele der Komikertruppe nach langer schwerer Krankheit gestorben, wie seine Familie mitteilt. "Terry verstarb am Abend des 21. Jänners 2020 im Alter von 77 mit seiner Frau Anna Söderström an seiner Seite nach einem langen, extrem tapferen aber immer humorvoll geführten Kampf gegen eine seltene Form der Demenz (FTD)", heißt es in der Erklärung.
Anarchischer Humor
In den 70er Jahren stellten die Pythons mit ihrem anarchischen Humor die Comedy-Welt auf den Kopf, danach gingen sie meist eigene Wege. Jahrzehntelang lernten Schüler Englisch mit ihren Kultfilmen. 2014 standen die älteren Herren zum letzten Mal zusammen auf der Bühne, allerdings ohne den inzwischen ebenfalls verstorbenen Graham Chapman. 2016 gab der am 1. Februar 1942 in Wales geborene Terry Jones dann bekannt, an einer Form von Demenz zu leiden, die zu fortschreitenden Sprachstörungen führe.
An der Universität in Oxford lernte Jones in den 60ern den anderen "netten" Python - Michael Palin - kennen, während sich das konkurrierende und provokativere Autorenteam Eric Idle, Graham Chapman und John Cleese in Cambridge zusammenfand; der Amerikaner Terry Gilliam stieß 1969 dazu. Im selben Jahr schafften sie den Durchbruch mit ihrer Nonsense-BBC-Serie "Monty Python's Flying Circus". Der Sender fand die Serie "fürchterlich geschmacklos". Dem Internetportal "Wales Online" sagte Jones später: "Nach jeder Folge von Monty Python's Flying Circus kauten wir an unseren Nägeln in der Hoffnung, dass es jemand witzig finden würde." Noch während der zweiten Serie habe John Cleeses Mutter ihm Anzeigen für Jobs als Supermarkt-Manager geschickt, die sie aus der Lokalzeitung ausgeschnitten hatte.
Regie bei "Das Leben des Brian"
Terry Jones führte auch Regie bei dem Kassenhit "Das Leben des Brian" und bei "Der Sinn des Lebens", für den er 1983 den Großen Preis der Jury des Cannes Festivals erhielt, sowie zusammen mit Terry Gilliam bei "Die Ritter der Kokosnuss". Später schrieb der Mittelalterexperte rund 25 Werke, von Kinderbüchern bis zu historischen Abhandlungen, führte durch mehrere BBC-Serien, schrieb Drehbücher und führte Regie in Filmen wie "Erik der Wikinger".
Mit 64 diagnostizierten die Ärzte Darmkrebs und Jones kommentierte mit charakteristisch trockenem Humor: "Leider ist meine Krankheit nicht annähernd schlecht genug, um viele Zeitungen zu verkaufen, und die Prognose ist noch enttäuschender." Chemotherapie und Operation waren erfolgreich. Die Regenbogenpresse blieb ihm treu, weil der nächste Skandal nicht lange auf sich warten ließ: Bei einer Signierstunde verliebte sich Jones in die 41 Jahre jüngere schwedische Studentin Anna Söderström. Sie heirateten heimlich 2012, nachdem sich Jones von seiner ersten Frau, einer ehemaligen erfolgreichen Biochemikerin, nach 42 Jahren Ehe getrennt hatte.
Als Jones Ende 2016 von der britischen Filmakademie in Wales mit dem BAFTA Cymru-Preis auszeichnet wurde, konnte er bereits nicht mehr sprechen; sein Sohn dankte in kurzen, bewegten Worten, den Tränen nah. Sein langjähriger Freund Michael Palin überreichte die Trophäe und schrieb auf Facebook: "Es war sehr schmerzhaft, den Fortschritt seiner Demenz zu beobachten." Dass er gerade an dieser Form leide, die Terry Jones langsam der Sprache beraube, sei "die grausamste Sache, die jemand treffen kann, für den einst Worte, Ideen, Argumente, Witze und Geschichten der Stoff des Lebens waren".