Nach einem etwas hölzernem szenischem Auftakt kommt der Broadway-Klassiker an der Grazer Oper schnell in Fahrt und vermag alle Trümpfe auzuspielen. Was an der lustvollen musikalischen Leitung von Marcus Merkel (er wird sich bei den Vorstellungen bis Ende Mai mit Marius Burkert und Julian Gaudiano abwechseln), der mit Respekt der Vorlage dienenden Regie (Henry Mason) und Bühne (Hans Kudlich), dem Schauerlebnis der Kostüme (Daria Kornysheva), der blutvollen Choreografie (Francesc Abos), dem klugen Lichtdesign (Guido Petzold) und der hinreißenden Besetzung liegt.
"Guys and Dolls", auf Wienerisch einmal "Strizzis und Mizzis" genannt, muss in seiner Zeit bleiben, um nicht verkrampft oder lächerlich zu wirken, wobei auch groß abkassierende Männer der Geschäftswelt von heute daheim womöglich das kleine Hündchen geben müssen. Oder ist die Heilsarmee von damals die Fridays for Future-Generation von 2020, was das Böse und rettende Zukunftsveränderung betrifft? Hier ist es der Broadway von vorvorvorgestern, wo an "geheimen" Austragungsorten dem illegalen Glücksspiel gefrönt wird. Zocker und Spieler, Liebe und Schuldscheine. Doch die bestens gestrickte Geschichte ist mit einer verlorenen Wette nicht aus, sie fängt erst richtig an und weist die Männer in ihre Schranken. "Save a Soul Mission" heißt das Programm, und jeder bekommt nicht nur, was er verdient, sondern was er eigentlich braucht. Der köstliche Schlussgag ist ein 7 & 11 oder wie man ihn immer nennen darf.
Verneigung vor dem ideal besetzten Christof Messner, dem man die Biografie und die doch schnelle Entwicklung des Sky Masterson sofort abnimmt und der auch in den (englischsprachigen) Songs glaubwürdig bleibt. Also in keiner Sekunde mehr macht, als er sollte. An seiner Seite: die variantenreiche Johanna Spantzel, die in Graz ohnehin geschätzte, superbe Bettina Mönch und der wunderbar-wandelbare Rob Pelzer. Nicht zu vergessen John F. Kutil und Christoph Scheeben (diese Choreos sind noch ein Pluspunkt des eine Spur zu langen Abends) sowie das Ensemble von Jev Davis über Kenia Bernal Gonzalez bis Edd Hall.
Stürmischer Applaus mit Standing Ovations für eine Musical-Comedy, die man hier endlich wieder entdecken darf. Buch und Musik verströmen Leichtigkeit mit Tiefgang.
Karten:Tel. (0316) 80 00. Nächste Vorstellung: Heute, Sonntag, 15 Uhr, sowie 18. und 22. Jänner, 19.30 Uhr.