Der ehemalige künstlerische Leiter der Festspiele Erl, Gustav Kuhn, gegen den wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung ermittelt wird, gibt den Tiroler Adler-Orden zurück. Er kommt damit der Einleitung eines Aberkennungsverfahrens durch die Tiroler Landesregierung zuvor, berichtet die "Tiroler Tageszeitung".
Für seine Verdienste als Präsident der Tiroler Festspiele Erl verlieh der ehemalige Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner (ÖVP) 1999 den "Großen Tiroler Adler Orden" an Kuhn. Die Auszeichnung ist für Nicht-Tiroler vorgesehen, deren hervorragende freundschaftliche Beziehung zum Land Tirol von besonderer politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind.
Sexuelle Übergriffe
Mehrere ehemals in Erl tätige Künstlerinnen hatten Kuhn jedoch im Vorjahr sexuelle Übergriffe vorgeworfen, dieser hatte stets dementiert. Die Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt hatte die Vorwürfe geprüft und im Juli bestätigt, dass Kuhn die Künstlerinnen sexuell belästigt habe.
Damit geriet das Land in die Bredouille, schließlich lastete der Tiroler Adler-Orden schwer. Kultur-Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) stellte am Donnerstag gegenüber der Tiroler Tageszeitung erstmals unmissverständlich klar, dass mit dem heutigen Wissen für sie eine Ordensverleihung nicht infrage gekommen wäre. Der grüne Klubchef Gebi Mair drängte diese Woche koalitionsintern ebenfalls auf ein Aberkennungsverfahren, schließlich wuchs auch der Druck auf die Grünen.
Mit Palfraders Vorpreschen setzte sich aber eine Dynamik in Gang, die laut "Tiroler Tageszeitung" am Freitag mit einem Brief von Gustav Kuhn den Abschluss gefunden hat. Darin informierte er das Land Tirol, dass er den Tiroler Adler-Orden zurückgeben möchte. Damit ist der Dirigent einem möglichen Aberkennungsverfahren der schwarz-grünen Landesregierung zuvorgekommen.