Kurz vor Weihnachten sorgte Außen- und Kulturminister Alexander Schallenberg dafür, dass er seinen Schreibtisch mit einigen Personalakten weniger übergeben wird: Mit der Bestellung von Sabine Haag zur neuen, alten Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands und der NÖ Landesrätin Petra Bohuslav zur kaufmännische Geschäftsführerin der Staatsoper ab 1. September wurden wichtige Weichen gestellt.
In den ersten Tagen des neuen Jahres konzentrieren sich die Spekulationen in der Kulturszene daher vor allem auf drei Fragen: Was steht im zu erwartenden türkis-grünen Koalitionspakt zum Thema Kunst und Kultur? Welchem Ressort wird die Kultur zugeschlagen (die Agenden blieben unter der Interims-Regierung zwar weiter im Bundeskanzleramt angesiedelt, wurden aber vom Außenminister geführt)? Und wer wird Ministerin oder Minister? Derzeit hoch gehandelt wird Eva Blimlinger. Die ehemalige Rektorin der Akademie der bildenden Künste und Ex-Vorsitzende der Universitätenkonferenz war im Sommer in die Politik gewechselt, war für die Grünen in den Nationalrat eingezogen und hat das Kultur-Kapitel mitverhandelt.
Entschieden werden muss bald über die wissenschaftliche und wirtschaftliche Geschäftsführung des mumok, die ab 1. Oktober neu besetzt wird. Karola Kraus, die das Haus seit Herbst 2010 leitet, hat sich wieder beworben, ebenso wie Christian Köberl, dessen Vertrag als wissenschaftlicher Geschäftsführer des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) bereits Ende Mai ausläuft. Auch an der Wiener Volksoper müssen die Weichen gestellt werden: Der Vertrag des seit 2007 amtierenden künstlerischen Leiters Robert Meyer läuft derzeit bis 2022. Im Opernbetrieb wird bekanntlich besonders lange vorausgeplant. Zu entscheiden ist auch über den Kommissär der Kunstbiennale Venedig 2021. Die zuständige Jury hat ihre Vorauswahl bereits getroffen.
Das wichtigste kulturpolitische Projekt, dessen Zukunft entschieden werden muss, ist zweifellos das Haus der Geschichte Österreich (hdgö), für das eine Expertenkommission einen Neubau auf dem Heldenplatz als optimale Variante favorisiert hat. Mit dem möglichen Umzug des Brut Wien ins Atelier Augarten dürfte man auch im Ministerium befasst sein - und sicher wird Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) beim neuen Minister bzw. der neuen Ministerin einen neuen Versuch starten, vom Bund eine zusätzliche Subventions-Million für das Volkstheater Wien zu erhalten.
Während der Amtsantritt an der Spitze des Kulturministeriums noch nicht genau feststeht, werden per 1. Jänner einige wichtige Kulturmanagement-Posten neu besetzt: Der Linzer Peter Aufreiter, der seit 2015 in Urbino die Nationalgalerie der Marken sowie den staatlichen Museumsverband der Marken leitete, wechselt als Nachfolger von Gabriele Zuna-Kratky an die Spitze des Technischen Museum in Wien. Sein Kollege Peter Assmann, vier Jahre Leiter des Palazzo Ducale in Mantua, amtiert dagegen bereits seit 1. November in der Chefetage der Tiroler Landesmuseen. Neuer Intendant des Klangforum Wien und Nachfolger von Sven Hartberger ist ab Jahresanfang Peter Paul Kainrath.
Mit 1. Juli übernimmt Bogdan Roscic sein neues Amt als Direktor der Wiener Staatsoper. Was er und sein Ballettdirektor Martin Schläpfer, bisher Direktor des Balletts am Rhein, im Frühjahr an konkreten Plänen präsentieren werden, wird ebenso mit Spannung erwartet wie die Vorhaben von Kay Voges, der im Sommer von Anna Badora die Leitung des Volkstheater Wien übernimmt, während das Haupthaus wegen Sanierung geschlossen ist. Ebenfalls mit 1. Juli übernimmt der Deutsche Stephan Pauly, derzeit Intendant der Alten Oper in Frankfurt, die Leitung des Musikvereins. Zu Jahresbeginn feiert allerdings noch Langzeit-Intendant Thomas Angyan den 150. Geburtstag des Traditionshauses.
An der Spitze des Stadttheaters Klagenfurtfolgt im Sommer der Regisseur Aron Stiehl dem ans Konzert Theater Bern wechselnden Intendanten Florian Scholz nach. Eine Nachfolge für die ebenfalls vorzeitig das Haus verlassende und als Verwaltungsdirektorin an die Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt wechselnde kaufmännische Direktorin Iris Dönicke wird derzeit gesucht. Gesucht wird auch ein neuer künstlerischer Leiter der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, die im Frühjahr ihre verkleinerten, dafür renovierten Räume im Wiener Künstlerhaus wiedereröffnen wird. Auf der Suche ist man auch in Bad Ischl. Die Programmierung des Kulturhauptstadtjahres 2024 soll nämlich nicht von einem einzigen Wunderwuzzi, sondern von einem mehrköpfigen Direktorium verantwortet werden.