Seit 2013 existiert eine Gesellschaft der russischen Freunde der Salzburger Festspiele, nimmt Sponsoring aus Russland zu und avancierte Salzburg zunehmend zum Pflichtprogramm betuchter Kulturinteressierter aus dem Riesenreich. Auch Programmpunkte mit russischen Bezügen sind in den letzten Jahren häufiger geworden.
Der Anstoß war von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) gekommen: Schüssel habe ihn mit der Festivalpräsidentin Helga Rabl-Stadler bekannt gemacht, erzählte der russische Unternehmer Dmitri Aksenov. Rabl-Stadler habe ihm damals die Gründung einer Gesellschaft der russischen Freunde der Salzburger Festspiele nahegelegt. "Sie nannte als Vorbild, dass US-amerikanische Freunde eine Inszenierung der 'Zauberflöte' unterstützt hatten. Warum machen die Russen nicht auch so etwas, hat sie mich damals gefragt", erklärte Aksenov im Gespräch mit der APA.
2013 wurde die Gesellschaft der russischen Freunde der Festspiele gegründet, ihre Unterstützung führte zu Subventionen, insbesondere auch von Produktionen mit russischen Bezügen. "Die Gesellschaft sammelte etwa eine Million Euro, mit der die Produktion der Mozart-Oper 'La clemenza di Tito' unter dem griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis ermöglicht wurde", berichtete Aksenov im vergangenen Jahr.
Aktuell hofft er, auch 2020 wieder einige Projekte unterstützen zu können. "Helga Rabl-Stadler und Intendant Markus Hinterhäuser haben jeweils gesagt, dass der russische Anteil interessant und bedeutsam sein wird", sagte der Unternehmer, der in Österreich unter anderem die Wiener Kunstmesse Vienna Contemporary besitzt. Wie schon in vergangenen Jahren ist laut Aksenovs Angaben Ende November eine Präsentation des Festivalprogramms in Moskau geplant.
"Die russischen Freunde der Salzburger Festspiele haben in starkem Ausmaß die Karriere von Dirigent Currentzis gefördert. Seine Person hat auch schon früher für großes Interesse gesorgt, aber erst seine Auftritte in Salzburg haben ihn zu einem Superstar gemacht", erklärte der Petersburger Musikkritiker Dmitri Renanski gegen über der APA. Er zeigte sich überzeugt, dass Currentzis auch ohne diese Unterstützung der russischen Freunde der Festspiele nach Salzburg gekommen wäre, jedoch nicht 2017, sondern womöglich erst 2019.
Wohnzimmer der europäischen Aristokratie
Den Hintergrund einer wachsenden Popularität des Festivals in Russland sieht Renanski im Zusammenhang mit einer bei den russischen Eliten verbreiteten Auffassung, dass Salzburg stets als Wohnzimmer der europäischen Aristokratie fungiert habe. "Indem man Karten für Salzburg kauft und spendet, bekommt man sowohl Status als auch Teilhabe", sagte er.
Aksenov und seine Freunde sind freilich nicht die einzigen Sponsoren des Festivals aus Russlands. So wurde 2019 die Wiederaufnahme von Romeo Castellucis "Salome"-Inszenierung von v-a-c unterstützt. Hinter dieser russischen Stiftung steckt niemand Geringerer als Gasoligarch Leonid Michelson. Nach Angaben von "Forbes" ist Michelson mit einem geschätzten Vermögen von 24 Milliarden Dollar derzeit Russlands reichster Staatsbürger.
Zuletzt erklärte aber auch der staatlich kontrollierte Gaskonzern Gazprom, im nächsten Jahr das Festival unterstützen zu wollen - Helga Rabl-Stadler unterzeichnete Anfang Oktober diesbezügliche Sponsorverträge in St. Petersburg. Ob dies im Zusammenhang mit dem für 2020 geplanten Besuch von Präsident Wladimir Putin bei den Salzburger Festspielen steht, ist unklar. Abträglich wäre Putins Präsenz für die Förderbereitschaft russischer Staatskonzerne freilich jedoch nicht.