Walter Fantl ist 14 Jahre alt, als Hitler in Österreich einmarschiert, und muss alle Eskalationsstufen der Repression gegenüber jüdischen Bürgern erleben. Aus Wien wird er mit 18 nach Theresienstadt deportiert und wird Zeuge jenes grotesken und zynischen Täuschungsmanövers, bei dem internationalen Beobachtern heiles Dorfleben in neuen "jüdischen Siedlungsgebieten" vorgespielt wird.
Mit 20 wird er nach Auschwitz deportiert und an der Rampe von seinem Vater getrennt. Er erlebt alle Arten von industrieller Vernichtung und individuellem Sadismus. "Im Nachhinein erschien uns Theresienstadt fast als Paradies. Trotzdem hatten wir die Hoffnung, zu überleben. Vielleicht geht es sich aus, so hatten wir gedacht." Für Walter Fantl ist es sich ausgegangen. Als er im Juli 1945 nach Wien zurückkommt, erinnert ihn nur noch ein breiter Ledergürtel an sein Leben vor jener Hölle, die Menschen einander zu bereiten vermögen.
In dem Buch "Überleben. Der Gürtel des Walter Fantl" (Kremayr & Scheriau) ließ der Literaturwissenschafter und Historiker Gerhard Zeillinger den Holocaust-Überlebenden Walter Fantl-Brumlik ausführlich selbst zu Wort kommen, verzichtet aber darauf, das Erzählte auszuschmücken und mit erfundenen Details anzureichern. Stattdessen konzentriert er sich - gestützt auf viele Gespräche und zahlreiche Originaldokumente - darauf, gesichertes Wissen über jene Orte und Umstände weiterzugeben, die die Jugendjahre des in Niederösterreich geborenen Schlossers zu einem Martyrium machten.
Am 24. Oktober starb Fantl. Er war 95 Jahre alt.