Für die Ernennung Dominique Meyers zum Nachfolger des seit 2014 als Intendant amtierenden Alexandra Pereira stimmten acht Aufsichtsratsmitglieder. Es gab eine Gegenstimme. "Der Scala-Aufsichtsrat hat meinem Vorschlag zugestimmt, dass Pereira bis Ende meines Bürgermeistermandats im Juni 2021 bleibt", berichtete Sala am Ende einer zweieinhalbstündigen Aufsichtsratssitzung. Mit diesem Vorschlag seien sowohl Pereira als auch Meyer einverstanden. Ursprünglich war erwartet worden, dass die Amtszeit Pereiras bereits im Februar oder spätestens nach einer kurzen Verlängerung im Juni 2020 endet.
"Es ist eine große Ehre und die größte Freude überhaupt, für das Teatro alla Scala arbeiten zu dürfen. Seit vielen Jahren bin ich dem Haus verbunden, liebe und bewundere es." So reagierte Meyer am Freitagabend in einem ersten Statement gegenüber der APA. Meyer war zum Zeitpunkt der Bekanntgabe bei der Nurejew-Gala in der Staatsoper.
"Ich bin überglücklich, dass ich nach wunderschönen Jahren in Wien, Paris und Lausanne nun ein neues Abenteuer in Mailand beginnen darf - Italien hat schon immer einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt!", so der Staatsoperndirektor weiter. "Ich kenne ja schon viele Menschen in der Scala und freue mich, sehr bald die übrige Scala-Familie und die Opernliebhaber in Mailand zu treffen und kennenzulernen. Ich werde alles geben, um in den kommenden Monaten produktiv, reibungslos und mit Respekt gegenüber dem Haus und Alexander Pereira mit der Gestaltung der künstlerischen Zukunft dieses großartigen Opernhauses zu beginnen."
Meyer soll den Vertrag mit der Scala schon im Juli oder spätestens im September unterzeichnen. Ab der zweiten Jahreshälfte 2020 stehe er der Scala zur Verfügung, verlautete aus dem Aufsichtsrat des Theaters. Meyers Amtszeit an der Staatsoper endet im Sommer 2020.
Damit könnte die Übergangsphase von einem Intendanten zum anderen erleichtert werden, berichteten Insider. Einige Scala-Aufsichtsratsmitglieder seien von der Entscheidung der Mezzosopranistin Cecilia Bartoli beeindruckt gewesen, drei Händel-Opern abzusagen, deren Aufführung an der Scala im kommenden Oktober sowie 2020 und 2021 geplant waren. Damit drückte sie ihre Solidarität mit Pereira aus.
Über den Beschluss des Scala-Aufsichtsrats dürften die Mitarbeiter des Opernhauses nicht begeistert sein. Diese demonstrierten am Freitag vor Beginn der Aufsichtsratssitzung vor dem Mailänder Opernhaus für den weiteren Verbleib Pereiras. "Die Scala unterstützt Pereira", war auf Plakaten der Demonstranten zu lesen. "Unter den Scala-Mitarbeitern herrscht Sorge um die Zukunft des Theaters. Wir verlangen Klarheit und Transparenz. Pereira ist ein einmaliger Intendant, der den Mitarbeitern Sicherheit und Stabilität bei der Planung verliehen hat. Er hat auch viele Sponsoren gewonnen. Die Scala ist ein Juwel, das die Stadt Mailand schützen muss", so Gewerkschaftssprecher Roberto d'Ambrosio laut Medienangaben.
Meyer ist der zweite Franzose, der die Führung des Mailänder Opernhauses übernimmt. Dieses war bereits von 2005 bis 2015 vom Franzosen Stéphane Lissner geführt worden, bevor ihm Pereira nachfolgte.