Enid Blytons „Fünf Freunde“ geistern durch den Kopf, „Ronja Räubertochter“ und „Robin Hood“. Aus all dem schöpft „Die rote Zora“ in Georg Schütkys Inszenierung im Next Liberty, wo es um Zusammenhalt, Mädchenpower, Diebesbande, Solidarität geht. Und um kindliche Fantasie, wenn etwa Raufereien vom kleinen Zehnerensemble stilisiert mit Stofffetzen ausgetragen werden.
Autor KurtHeld, eigentlich Kurt Kläber (1897 – 1959, als prominenter Kommunist noch in der Reichstagsbrand-Nacht 1933 verhaftet, freigelassen, Flucht bis in die Schweiz, als Anti-Stalinist 1938 aus der KPD ausgetreten) siedelt seinen auf Erlebnissen während einer Jugoslawien-Reise basierenden Jugendroman „Die rote Zora“ im kroatischen Hafenort Senj an. Grandios stimmen Anja Lichteneggers multifunktionale, helle Holzboxen in Thomas Birkmeirs Bühnenbearbeitung auf Burg, Häuser und als Projektionswand für Roland Renners imposante Schwarz-Weiß-Videos von Haien und Hähnen aufs Küstenleben ein.
Um sozialkritisches Differenzieren geht es in der Geschichte rund um eine verwaiste, diebische Fünferbande, die von den Bürgern geächtet isoliert in den Kastellmauern überlebt. Toll die toughe, auf Mut und Gruppendisziplin bedachte Titelheldin Amelie Bauer neben dem gerechtigkeitsliebenden Gregor Kohlhofer, der nach dem Tod seiner Mutter nirgends im Ort Aufnahme, nur ein Liebäugeln der „Bürgermeistertochter“ Yvonne Klamant (gruselig als hexenhafte Großmutter) gefunden hat und zur „Uskoken“-Gang stößt. Famos mimt neben dem Charakteraal Martin Niederbrunner der auch aus TV-Filmen bekannte Alexander Mitterer den klassenkämpferischen, durch die mächtige Fanggesellschaft existenzgefährdeten, alten Fischer und Fürsprecher der Waisen, die wiederum ihm beim großen Thunfang helfen.
Geht’s zwar erst ums Fressen – oder beim reichen Patron Helmut Pucher ums Kapital – vor der Moral, zeigt das vom Akkordeonisten und Ortsvorsteher Stefan Heckel angefeuerte Topteam eine sozialintegrative Lösung ohne Außenseiter auf – mit Lehrstellen statt Leerläufen. Der Traum von einer besseren Welt, dessen Romanvorlage in 18 Sprachen übersetzt und verfilmt zu den Kinderbuchklassikern zählt, ist so schön märchenhaft wie der hier eigens kreierte Song.
Elisabeth Willgruber-Spitz