Christian Hölbling kennt man als hintergründigen Kabarettisten, skurrile Kunstfigur „Helfried“, Gastgeber der „Strengen Kammer“, Kolumnisten der Kleinen Zeitung oder als Organisator des mittlerweile verblichenen Humorfestivals Velden. Weniger bekannt sind seine Aktivitäten als Chef der „Roten Nasen“, einer Initiative, die allein in Kärnten ein Dutzend Clowns beschäftigt, um in Kinderkliniken oder Pflegeheimen ein wenig Lachen zu verbreiten. Die Leitung dieses Vereins, der sich „zu 95 Prozent aus Kleinspenden finanziert“, empfindet der 46-Jährige als „gesunde Erdung“ für seine übrige Existenz. Erst unlängst besuchte man in Villach „ein beatmetes Mädchen“. „Das Kind hat so stark reagiert, dass alle zusammengelaufen sind“, erzählt Hölbling vom aufregenden Alltag seiner Clowndoktoren.
Kommenden Samstag wird der gebürtige Obersteirer eine neue Facette seiner Persönlichkeit offenbaren. „Lieder nahe am Wasser“ nennt sich sein Erstlingswerk als Liedermacher, das er im Klagenfurter Jazzclub präsentieren wird. Für seine Fans kommt die CD nicht ganz überraschend, schließlich war der Kabarettist schon bisher am Klavier und mit sonorem Gesang zu erleben. Ihn selbst kostete es dennoch Überwindung, mit seinen „Handyaufnahmen“ zu Stefan Gfrerrer zu gehen, um vom Profi-Bassisten eine Expertise zu erbitten. Das Ergebnis der Urteilsfindung liegt nun in Gestalt von zwölf Liedern vor, die Hölbling gemeinsam mit Gfrerrer, dem Pianisten Rob Bargad und dem Drummer Markus Gruber eingespielt hat.
Zwischen Pop und Jazz
„Irgendwo zwischen Austropop, Swing und Jazz angesiedelt“ erzählen die selbst getexteten und großteils auch selbst komponierten Songs von Liebes- und Abschiedsmomenten, seltsamen Zeitgenossen, schulischen Widrigkeiten oder Hölblings „nichtadeliger Herkunft“. Tenor: „Mit schmächtiger Figur und etwas abstehenden Ohrn / Wurd ich als Prinz in eine Arbeiterfamilie reingeborn / Der Reinkarnation hat es gefalln mich downzugraden / Ich musste statt Schönbrunnerdeutsch nun plötzlich steirisch redn“. Neben solchen satirischen Tönen enthält das Album aber auch Elegisches, darunter etwa die Ballade „Dunkles Wasser“, eine offensichtliche Hommage an den Wörthersee, an dessen Gestaden Hölbling vor bald 20 Jahren eine neue Heimat gefunden hat.
In welches Radioformat seine Lieder am ehesten passen würden? „Sie sind mehr Ö-1- als Ö-3-tauglich, was aber nicht heißen soll, dass nicht auch Ö 3 eingeladen wäre, etwas davon zu spielen“, zeigt sich Hölbling selbstbewusst. Schließlich hat er seinen Ritterschlag als Neo-Liedermacher bereits erhalten. Niemand Geringerer als der kürzlich zu Grabe getragene Werner Schneyder bescheinigte seiner CD „manch großen Wurf“. Einem reinkarnatorischen Upgrade in den heimischen Musikadel steht damit nichts mehr im Wege.
CD-Präsentation: 30. März, 20 Uhr, Jazzclub Kammerlichtspiele, Klagenfurt. Info: www.jazzclub.at