Werner Schneyder ist verstorben. Der große österreichische Kabarettist ist tot in seiner Wohnung aufgefunden worden, berichtet der Kurier.
"Universaldilettant", lautete die von Werner Schneyder gern gebrauchte Eigendefinition. Schließlich hatte der Künstler nicht nur als Sänger, Boxkommentator oder Werbetexter, sondern auch als Dramaturg, Essayist und Kabarettist sein Geld verdient. Dementsprechend reich war der Erfahrungsschatz, aus dem der Künstler schöpfte.
Der Weg auf die Kabarettbühne
Am 25. Jänner 1937 in Graz geboren, wuchs Schneyder in Klagenfurt auf und besuchte dort das Realgymnasium. Schon mit 15 Jahren schrieb er über Fußballspiele und während seines Studiums - er studierte ab 1954 an der Universität Wien Publizistik und Kunstgeschichte -, war er als freier Lokal- und Sportreporter unterwegs. Nach der Uni arbeitete er als Werbetexter, bis er 1962 als Dramaturg für die Landestheater Salzburg und Linz tätig war, daneben versuchte er sich auch als Stückeschreiber.
Von 1965 an arbeitete Schneyder als freier Autor, bis ihn Kurt Weinzierl mit dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt zusammenführte und 1974 mit dem Programm "Talk täglich" eine achtjährige Erfolgspartnerschaft des Duos begann, das im gesamten deutschen Sprachraum Furore machte. Nach zahlreichen Erfolgen zog das Programm "Ende der Spielzeit" 1982 einen Schlussstrich unter die gemeinsame kabarettistische Biografie.
Nach den eigenen Fernsehshows "Salon" und "Stichwort", einigen Drehbüchern - darunter etwa jenes zur Verfilmung von Peter Roseggers "Jakob der Letzte" -, schrieb Schneyder seinen ersten Roman und fungierte als Gastmoderator des ZDF-"Sportstudio". Daneben agierte der Sportbegeisterte auch als Boxkampfrichter, für das ZDF berichtete er etwa von den Olympischen Spielen aus Los Angeles, Seoul und Barcelona. Für den ORF moderierte er unter anderem den "Club 2".
Vielseitiger Künstler
Sein erstes kabarettistisches Soloprogramm stellte er 1981 unter dem Titel "Solo mit Trio" vor. 1996 zog er sich von der Kabarettbühne für mehr als ein Jahrzehnt zurück und widmete sich verstärkt dem Schreiben. Als Regisseur war er unter anderem am Münchner Theater am Gärtnerplatz tätig (Singspielfassung von "Weißes Rössel", 1987), am Theater in der Josefstadt ("Die letzten Tage der Menschheit", 1995), im Stadttheater Walfischgasse (Uraufführung von Felix Mitterers "Patriot", 2008) oder am Salzburger Landestheater ("Weites Land", 2012).
Schneyder veröffentlichte etliche Bücher, etwa "Gelächter vor dem Aus" (1980), "Erich Kästner - ein brauchbarer Autor" (1982), "Schlafen Sie gut, Herr Tucholsky!" (1983), "Herz im Hirn" (1988) oder "Das Gefährliche an der Kunst" (1991). Außerdem legte er den Gedichtband "Reimzeit" (1995), das Selbstporträt "Ich, Werner Schneyder - meine zwölf Leben" (2006) und drei Jahre nach dem Tod seiner Frau Ilse "Krebs - eine Nacherzählung" (2008) vor. Als Autobiografie, Kabarettgeschichte und Bekenntnisbuch in einem liest sich sein 2014 erschienenes Buch "Von einem, der auszog, politisch zu werden", das "Die Geschichte eines 'Meinungsträgers'" erzählt, der sich weiterhin Gehör verschafft. Zuletzt erschien im Amalthea Verlag das Buch "Gespräch unter zwei Augen. Dialog eines Lebens".
Zahlreiche Auszeichnungen
Schneyder, Mitglied des österreichischen PEN-Clubs, war Träger zahlreicher Auszeichnungen, so des Theodor-Körner- und des Karl-Renner-Förderpreises. Er wurde zudem mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, dem Nestroy-Ring der Stadt Wien, dem Deutschen Kleinkunstpreis, dem "Goldenen Verdienstzeichen" der Stadt Wien, dem Bayrischen Ehren-Kabarettpreis oder dem "Salzburger Stier" ausgezeichnet. In der Mainzer Innenstadt ist er mit einem "Stern der Satire" verewigt.
Erste Reaktionen kamen aus der Politik. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser habe mit dem in Klagenfurt aufgewachsenen Kabarettisten, Autor und Schauspieler Schneyder ein inniges freundschaftliches Verhältnis verbunden. „Die Nachricht von Werners Ableben ist ein großer Schock. Werner Schneyder war mir in vielerlei Hinsicht ein wahrer Freund und wichtiger Wegbegleiter – politisch, kulturell und nicht zuletzt menschlich. Sein scharfer Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und seine kritische Stimme werden sehr fehlen. Mit dem heutigen Tag hat Österreich ein wichtiges Vorbild und einen großen Sohn verloren. Danke Werner für dein wichtiges und unschätzbar wertvolles Wirken“, so Kaiser.
"Werner Schneyder war einer der profiliertesten politischen Kabarettisten des deutschen Sprachraums", reagierte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler betroffen auf den Tod des renommierten Künstlers. "In seinen Soloprogrammen wie auch in seinen gemeinsamen Auftritten mit Dieter Hildebrandt nahm sich Werner Schneyder kein Blatt vor den Mund: Wortwitz war bei ihm in schönster österreichischer Tradition ein Instrument der Sprachanalyse. Er kommentierte mit messerscharfem Verstand, seine politischen Analysen trafen den Nerv, er legte den Finger auf die schmerzende Wunde. Er war ein großer Humanist und Fürsprecher einer ihrer selbst bewussten Zivilgesellschaft. Seine politische Einschätzung und seine pointierten Analysen werden fehlen", betont Kaup-Hasler.
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich betroffen: "Auf großen Bühnen wie auf Kleinbühnen unterhielt er sein treues und zahlreiches Publikum. Oft spöttisch, zornig, polemisch, politisch - aber nie banal. Auch als Literat war Werner Schneyder höchst erfolgreich und über Jahrzehnte hindurch ein Begriff. Sein Tod reißt eine schmerzliche Lücke in das heimische Kulturschaffen", so der Bundespräsident. Mit dem in vielen Genres prägenden Künstler sei "auch ein scharfzüngiger politischer Kommentator gestorben".