Das Elevate ist bekannt dafür, Gehör- und Gedankengänge aufzusperren. Dieses Mal legte es das Festival für Musik, Kunst und politischen Diskurs mit seinem Motto „Truth“ zwischen Fake und Fakten extrem breitenwirksam an – mit dem internationalen Stargast Pamela Anderson. Diese kam nicht als Schauspielerin oder Ex-Baywatch-Nixe nach Graz, sondern als Aktivistin. „Aktivismus ist meine Leidenschaft“, sagte sie auf der Bühne und verriet, dass sie helfen würde, wo immer sie könne – und es andere Dinge gebe als „Boyfriends und Busen“, für die sie ihre Stimme erheben könne.
Zur Jubiläumsedition schickte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Video-Grußbotschaft ins Orpheum. Darin warnte er davor, dass einzelne Gruppen oder Parteien so agieren, als seien sie im Besitz der Wahrheit.
Schwung in den Eröffnungsreigen brachte der alternative Nobelpreisträger Nnimmo Bassey aus Nigeria. Er stimmte Bob Marleys Protesthymne „Redemption Song“ an und versprühte Mut: „Gemeinsam können wir die Zukunft gestalten, die wir haben wollen.“
Plädoyer fürs Aktivwerden: „Wir sollten aufhören zu jammern und Dinge selber in die Hand zu nehmen“, sagten die österreichweiten Vertreter der Initiative von „Fridays for Future“ der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg auf der Bühne. Die Elevate-Macher Daniel Erlacher und Bernhard Steirer führten durchs Programm und die Kuratorin Berit Gilma eröffnete den „twitternden Uhrturm“ mit digitalem Sekundenzeiger – in „Liquid Truth“ werden während des Festivals Twitter-Hashtags zu #fake und #truth auf die Fassaden projiziert.
Was davor geschah
Die Nägel spitz und rot, die Haare locker hochgesteckt und im schwarzen Hoodie – schon am Nachmittag stellte sich Pamela Anderson, der Männertraum aus den 90ern, bei einem ihrer ersten politischen Auftritte der Presse. Im Forum Stadtpark hatte die in Paris lebende Kanadierin mit dem Philosophen Srecko Horvat und Daniela Platsch (von der linksgerichteten Partei DiEM25 bzw. vom Österreich-Ableger „Der Wandel“, die ins EU-Parlament wollen) ihre Motivation zum Engagement für Klimaschutz dargelegt: „Ich bin auf Vancouver Island aufgewachsen – mitten in der Natur“, erzählte sie mit leiser Stimme, die dennoch viel Gewicht hat. „Ich bin überzeugt davon, dass es sexy ist, sich zu engagieren. Activism is sexy!“
Die aktuelle Debatte
Angesprochen wurde dabei auch Kanzler Kurz: „Wir sollten mehr darüber nachdenken, wie man mit Menschen auf der Flucht umgeht – die Schließung der Balkanroute war unmenschlich. Und lächerlich!“
Ihren Überzeugungen habe sie die Karriere geopfert: „Ich arbeite mit vielen Firmen nicht mehr zusammen, weil sie mit meinen Überzeugungen nicht übereinstimmen. Ich bin in Hollywood nicht mehr willkommen.“