Der serbische Filmregisseur Dusan Makavejev ist am Freitag im Alter von 86 Jahren in Belgrad gestorben. Dies berichtet das staatliche Fernsehen RTS auf seiner Webseite. Mit seinen Filmen, die jegliche Ideologie hinterfragten, war Makavejev ein eigenwilliger Vertreter des kritischen Autorenkinos im ehemaligen Jugoslawien und dann auch auf der internationalen Bühne.
Sein Film über Wilhelm Reich erregte internationales Aufsehen
Makavejev wurde in Belgrad geboren, wo er Psychologie studierte. Zunächst drehte er Dokumentarfilme. Mit dem Spielfilm "Unschuld ohne Schutz" (1968) gewann er einen Silbernen Bären bei der Berlinale. Internationales Aufsehen erregte er mit dem Streifen "WR - Mysterien des Organismus" (1970). Das Werk spielt auf den umstrittenen Freud-Schüler Wilhelm Reich (1897-1957) an und ist von der Ansicht durchdrungen, dass sexuelle und politische Befreiung nicht voneinander getrennt werden können.
Makavejev arbeitete konsequent mit den Mitteln der Montage und des dokumentarischen Zitats. Dem hohlen Pathos des real existierenden Sozialismus setzte er einen Comic-Strip-haften Sarkasmus entgegen. Die Fetische des Konsumkapitalismus ließ er zu Trash mutieren.
Der Regisseur flüchtete vor dem Gefängnis
Im damals kommunistischen Jugoslawien wurde es für den Begründer der "Schwarzen Welle" im Film bald eng. Der "Mysterien"-Film wurde verboten, dem Regisseur drohte Gefängnis. Anfang der 1970er-Jahre verließ er das Land. 1974 drehte er in Kanada "Sweet Movie", 1981 in Schweden "Montenegro" und 1985 in Australien "Coca Cola Kid". Diese Filme blieben seine größten finanziellen Erfolge.
Verachtung für den Nationalismus
Ende der 1980er-Jahre kehrte er nach Belgrad zurück. Wenig später zerfiel Jugoslawien in einer Serie blutiger Kriege. Makavejev verachtete die nationalistischen Politiker und Ideologen. Sich selbst bezeichnete er als "Bürger der Welt - und auch der Überreste Jugoslawiens".