Unbekannte haben persönliche Daten und Dokumente von Hunderten deutschen Politikern, anderen Prominenten und Journalisten im Internet veröffentlicht. Sprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) sagten der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, die Behörden sei damit befasst.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist augenscheinlich von dem Cyberangriff betroffen.
Ein BSI-Sprecher sagte AFP, seine Behörde prüfe den Vorgang in Zusammenarbeit mit weiteren Bundesbehörden "intensiv". Das BfV sichtet derzeit das veröffentlichte Material, wie eine Sprecherin AFP sagte. Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum, das die Maßnahmen der deutschen Bundesbehörden in so einem Fall koordiniert, übernahm den Sprechern zufolge die zentrale Koordination zu dem Fall.
Die unbekannten Datendiebe veröffentlichten Links zu ihrer Beute über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Unter anderem sind dort E-Mail-Adressen und eine Faxnummer von Merkel zu finden. Inwieweit die Daten allesamt authentisch sind, blieb zunächst unklar. Offenbar sind von dem Hackerangriff alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der rechtspopulistischen AfD betroffen, also CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und die FDP.
Neben privaten Chats, abgelichteten Personalausweisen und Briefen wurden dem RBB und der "Bild"-Zeitung zufolge auch Kreditkarteninformationen veröffentlicht. Auch fänden sich parteiinterne Dokumente wie interne Kommunikation und Adress- und Mitgliederlisten in dem Material. Verbreitet worden seien die Daten bereits vor Weihnachten, bemerkt worden sei dies aber erst am Donnerstagabend, berichtete der Sender RBB.
Unter den Opfern des Hackerangriffs sind der "Bild"-Zeitung zufolge auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Moderatoren Jan Böhmermann und Christian Ehring, Bands und Künstler wie der Deutsch-Rapper Materia und die Band K.I.Z, sowie Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. Der Zeitung zufolge kamen die Angreifer unter anderem bei Grünen-Chef Robert Habeck, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Ex-SPD-Chef und Ex-Außenminister Sigmar Gabriel an besonders viele sensible Daten.
Erste Untersuchungen bei den betroffenen Parteien hätten ergeben, dass sich die Hacker möglicherweise Zugang über das E-Mail-Programm Outlook verschafften, schrieb die "Bild"-Zeitung weiter. Das BSI teilte auf Twitter mit, das Regierungsnetz sei nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen.
Die "Heilbronner Stimme" berichtete, erste Bundestagsabgeordnete hätten wegen des Datendiebstahls Anzeige erstattet. Es gebe großen Unmut, dass die Informationen über den Angriff nicht vom BSI oder vom Bundesamt für Verfassungsschutz an die Fraktionen herangetragen worden sei, sondern sie zuerst von Bürgern und dem Chaos Computer Club darauf aufmerksam gemacht worden seien. Einige Abgeordnete hätten intern bereits in den vergangenen Wochen über Hackerangriffe berichtet, unter anderem auf Facebook-Konten.
In der Vergangenheit hatte es bereits mehrmals Hackerangriffe auf deutsche Politiker gegeben. Auch das besonders geschützte Regierungsnetz wurde erfolgreich angegriffen.