Mit seiner "Volksvernichtung", uraufgeführt 1992, katapultierte sich Werner Schwab endgültig in die oberste Liga deutschsprachiger Gegenwartsdramatiker. Er begeisterte und verstörte zugleich durch seine sprachliche Akrobatik, durch seine Drastik und Doppelbödigkeit. Als er zwei Jahre später starb, prophezeiten nicht wenige Kritiker, die diesem Wortberserker sprach- und ratlos gegenüber standen, auch seinen Werken den baldigen Bühnentod. Weit gefehlt.
Seine "Präsidentinnen" sind auf etlichen Bühnen präsent, nun erweckte das Akademietheater Schwabs "Volksvernichtung" zu neuem, faszinierenden Bühnenleben. Eigentlich handelt es sich fast um die angemessene und logische Uraufführung. Denn Nikolaus Habjan, vielfach preisgekrönter Puppenmaestro, nahm Schwab konsequent beim Wort. Da seine Figuren ohnehin nur Sprechkörper sind, liefert er einen dämonischen, in einigen Passagen aber auch sehr berührenden Puppentanz in einem muffigen Mietshaus, in dem die Niedertracht den Ton angibt. Lediglich die arische Ewiggestrige, Frau Grollfeuer, grandios gespielt von Barbara Petritsch, bleibt ohne Zusatzkostüm und Maske, ihr Seelenleben ist Fratze genug. Ein Sittenbild von zeitloser Gültigkeit, mit viel Applaus bedacht.
Werner Krause