Heuer im Februar hätte Werner Schwab, Enfant terrible der Grazer Literaturszene der 1990-er, seinen 60. Geburtstag gefeiert. Das Burgtheater würdigt den am Neujahrstag 1994 verstorbenen Autor nun mit einer besonderen Inszenierung seines Stücks "Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos", das Schwab 1991 an den Münchner Kammerspielen zum Durchbruch verhalf.
Nikolaus Habjan gibt bei der Premiere am Donnerstag im Akademietheater sein Hausdebüt als Regisseur. Auf der Bühne von Jakob Brossmann führen Habjan und Manuela Linshalm die Puppe des verkrüppelten Herrmann Wurm durch das zur Hölle gewordene Zinshaus, ihnen zur Seite stehen Dorothee Hartinger als dessen Mutter, Barbara Petritsch als Frau Grollfeuer sowie Sarah Viktoria Frick und Alexandra Henkel in Doppelrollen.
Mutter und Sohn hausen in einem ärmlichen Loch, wo sie ihren Lebensschmutz wegsaufen. Und so fantasiert sich der zum Künstler berufene Herrmann, der in seiner Kindheit schwer missbraucht wurde, in wüste Tötungsfantasien seiner Mutter hinein. Ihre Nachbarn sind der Angestellte Herr Kovacic, "seit zwei Generationen einheimischer Deutschösterreicher", mit Gattin und Töchtern, dessen Familienidyll aus "neuer grauenhafter Einrichtung", Eierlikör und dem väterlichen Befingern seiner Töchter gezimmert ist, wie es im Ankündigungstext des Burgtheaters heißt. Zusammen kommt man bei der Geburtstagsparty von Frau Grollfeuer, wo die "Volksvernichtung" sich sprachgewaltig entfaltet.
Das Burgtheater resümiert: "Schwabs 'Fäkaliendramen', zu denen seine 'Radikalkomödie' Volksvernichtung zählt, sind hässliche Porträts hässlicher Menschen, die sich in einer Kloake aus Hass, Gewalt, Niedertracht und Gemeinheit nur behaupten mittels der Sprache, die sie erzeugen, Sprache, die 'sie selber sind'."