Rund 30.000 Teilnehmer haben sich gestern zur Ausrufung der Europäischen Republik versammelt: Das European Balcony Project, das am Samstagnachmittag von (Theater-)Balkonen in ganz Europa ein Manifest von Ulrike Guerot und Robert Menasse verlesen ließ, fand laut Veranstaltern in mehr als 25 Ländern und 30 Sprachen statt, 200 Kulturinstitutionen und Bürgergruppen nahmen teil.
"Der heutige Tag hat gezeigt, dass nur die europäische Realität in der Krise ist, aber nicht die europäische Idee. Trägt man die europäische Idee in die Öffentlichkeit, entsteht Bewegung!", wird Mitinitiator und Autor Robert Menasse in einer Aussendung zitiert. "Wir appellieren an die PolitikerInnen, die Ursprungsidee Europas wiederzufinden: Europa heißt nicht, Staaten zu integrieren, sondern Menschen zu einen", so Politikwissenschafterin Guerot.
Das European Balcony Project ist ein Projekt des European Democracy Lab, das durch Spenden im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion ermöglicht wurde. Mit dem Projekt, das über das ganze Wochenende auch andere Veranstaltungen umfasste, wollen die Initiatoren "einen Kontrapunkt zum europaweiten Wiedererstarken von Nationalismen setzen und sprechen sich für eine Stärkung des Europäischen Parlaments aus". Teilgenommen haben etwa das Wiener Burgtheater, das Nationaltheater Gent, das Bitef Theatre Festival Belgrad, oder das Royal Conservatoire of Scotland. Die Ausrufung fand neben Theaterbalkonen unter anderem auf einer Fußgängerbrücke zwischen zwei Mitgliedstaaten, am Brüsseler Flughafen sowie in mehreren Beitrittskandidaten-Ländern statt.