"Wir, die Unterzeichneten, waren bei den Festspielen in Erl als Künstlerinnen tätig. Die unangemessene Art, wie auf das Ansprechen der dortigen Zustände reagiert wurde, macht es uns unmöglich, länger über unsere eigenen Erfahrungen zu schweigen.
Wir sind direkt Betroffene, Zeuginnen oder Mitwissende davon, dass es zu unserer Zeit anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe von Seiten des künstlerischen Leiters gegeben hat. Auch einige von uns waren solchen ausgesetzt: unerwünschtem Küssen auf den Mund oder auf die Brust, Begrapschen unter dem Pullover, Griff zwischen die Beine etc., von obszöner verbaler Anmache ganz zu schweigen. Immer wieder wurden die Grenzen der persönlichen Würde und des Respekts uns gegenüber missachtet und überschritten. Regelmäßig waren wir der ungehemmten Aggression des künstlerischen Leiters ausgesetzt. Massive seelische Gewalt in Form von Mobbing, öffentlicher Bloßstellung, Demütigung und Schikane stand an der Tagesordnung. Wer den Spielregeln nicht folgte, wurde mit Repressalien und Ausgrenzung bestraft: Versprochene Rollenaufträge und Verträge wurden zurückgezogen, die zuvor gelobte Leistung war plötzlich nichts mehr wert oder wurde coram publico ins Lächerliche gezogen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wir sind empört, dass trotz der allseits bekannten Faktenlage die notwendigen Konsequenzen noch immer auf sich warten lassen, sowohl von Seiten der Präsidentschaft der Festspiele als auch von Seiten der zuständigen Politik.
25. Juli 2018
Aliona Dargel, Violine, Weißrussland Bettine Kampp, Sopran, Deutschland Ninela Lamaj, Violine, Albanien/Italien Julia Oesch, Mezzosopran, Deutschland Mona Somm, Sopran, Schweiz
Die unterzeichnenden Künstlerinnen möchten mit diesem Schritt an die Öffentlichkeit auch weitere Betroffene auffordern, sich zu gemeinsamem Handeln zusammenzuschließen. Gerne wenden Sie sich hierfür an voiceit@artbutfair.org"