Sie hat erst dieser Tage auf Facebook einen ziemlichen Shitstorm ausgelöst, weil sie postete, was sie sich über Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) denkt. Heute wird Chris Lohner 75, und sie wird weiter kundtun, was sie denkt. "Haltung ist etwas Lebenswichtiges. Wie kann ich mich sonst im Spiegel anschauen?", fragt die Schauspielerin, Kabarettistin, Autorin und Moderatorin.
Dementsprechend kritisch sieht sie die Entwicklung in Österreich: "Ich freue mich so, dass ich über 70 Jahre in einem so wunderschönen Land gelebt habe, aber jetzt bekomme ich das Fürchten", sagte sie in Bezug auf die Arbeit der Regierung. Unter anderem kritisierte sie den Beschluss der Arbeitszeitausweitung als "Nacht- und Nebel-Aktion, anstatt das mit der Sozialpartnerschaft zu besprechen".
Erzählerin
Dass Chris Lohner - weiterhin gute Gesundheit vorausgesetzt - in Pension gehen könnte, ist nicht zu befürchten. "Ich habe eine so schöne Arbeit, ich genieße das", sagte sie. Derzeit tritt sie zum Beispiel in der Grazer Oper als Erzählerin in der Rocky Horror Picture Show auf. Im Mai präsentierte sie ihre erste Fotoausstellung "Findungen" in der Alten Börse im Restaurant Hansen, für die sie auf ihren Spaziergängen sie faszinierende Detailaufnahmen gemacht hat. "Jeder sieht in den Bildern etwas anderes", sagte Lohner. Noch bis in den September hinein sind die Fotos zu sehen.
Im kommenden Jahr wird es unter anderem ein Engagement an der Wiener Volksoper geben, näheres sei noch nicht verraten. Und Kabarett spielt Lohner, die sich als Fernsehansagerin in der legendären "Kottan"-Reihe einen Kultstatus erarbeitete, sowieso regelmäßig. Vor allem ist Lohner mit ihrem markanten Timbre stets an der Seite der Bahnreisenden, spricht die ORF-Sprecherin doch seit 1979 die automatischen Ansagen auf Bahnhöfen. Nach einem kleinen Intermezzo, als man Lohners Durchsagen 2011 durch eine neutrale Computerstimme ersetzte, kehrte man wegen Fanprotesten 2015 wieder zum Original zurück.
"Licht für die Welt"
Und nicht zuletzt ist Chris Lohner weiterhin als Botschafterin der Fachorganisation für Behinderte, "Licht für die Welt", unterwegs. Sie hat ja selbst vor einiger Zeit ihre Augen wegen Grauen Stars operiert bekommen und stellt sich seit 2001 in den Dienst der guten Sache. Unter anderem lässt sie mit Stoffen aus afrikanischen Ländern Kaftans nähen. Diese verkauft sie, der Erlös kommt nach Abzug der Spesen sehbehinderten Kindern in Österreich zugute.
"Aber das Projekt läuft derzeit relativ schlecht, weil die schönsten Stoffe aus Mali kommen", schilderte Lohner die Problematik. Durch die politischen Wirren und die Aktivitäten von Jihadisten in dem westafrikanischen Land ist es ihr aber nicht mehr möglich, Stoffe zu beschaffen. Von der jüngsten Reise mit "Licht für die Welt" nach Mosambik habe sie einige Stücke mitgebracht.
Auch ihre runden und halbrunden Geburtstage stellt Chris Lohnen in den Charity-Dienst, seit sie für "Licht für die Welt" aktiv ist. Auch heuer wieder wird sie bei einem Fest statt Geschenken um 30 Euro für eine Graue-Star-Operation in Afrika bitten. Zu dem Event in Wien sind rund 200 Gäste geladen.
Über ihre Zukunft wird sie sich an ihrem Geburtstag keine Gedanken machen. "Ich bin vor allem ein Jetzt-Mensch und freue mich über jeden Tag", sagte Lohner. Klar ist, dass es viele Gratulationen geben wird. "Und so wird es wohl ein Tag am Telefon werden." Was Chris Lohner freut, wie sie betonte.