Vor 20 Jahren hat Gerhard Leeb zuletzt in Villach ausgestellt, damals noch in der Galerie an der Stadtmauer. „Es war also an der Zeit“, sagt er, denn in diesen 20 Jahren habe sich einiges getan, „auch in meiner persönlichen Entwicklung.“ Im Dinzlschloss zeigt der vielseitige Kulturschaffende nun einen Querschnitt durch alle Bereiche seines Schaffens, also von Fotografie, Design, Objektarbeiten, Malerei bis hin zu Konzeptkunst und journalistischer Tätigkeit.
Gegen den Zeitgeist
Ein „Anlasskünstler“ sei er, einer der bei Ungerechtigkeiten einen dicken Hals bekomme und dann eben zur (Kunst)-Tat schreiten müsse. Nicht umsonst trägt die Werkschau den Titel „Gegen den Zeitgeist“, denn der geht ihm manchmal gehörig gegen den Strich: „70 bis 80 Prozent meiner bildnerischen Arbeit ist durch gesellschaftspolitische Ereignisse motiviert.“ Etwa seine 2008 begonnene Serie zur Thematik „menschlichen Strandguts“, die durch die europäische Flüchtlingspolitik immer wieder neue Aktualität gewinnt. Oder seine Arbeit „China versus Afrika“ über wirtschaftliche Ausbeutung und ihre Konsequenzen.
Bei den fotografischen Arbeiten steht nicht die Gesellschaftskritik im Vordergrund, hier geht es Leeb darum, einen Augenblick festzuhalten: „Das kann auch ein Sonnenaufgang sein.“ Die Ideen zu seinen Arbeiten hält er zuerst handschriftlich fest, macht Notizen, fertigt Skizzen an. „Anders als die Arbeit am Computer fördert das die Kreativität.“
Neben der künstlerischen Arbeit ist Leeb als Initiator des Entwicklungskonzepts „Alpenstadt des Jahres“ bekannt, an dem bereits 19 Alpenstädte beteiligt sind. Eine wichtige Initiative, um die kulturelle Vielfalt des Lebensraumes Alpen sichtbar zu machen. „Es ist ein filigraner und empfindlicher Mikrokosmos mit einer unglaublichen Vielfalt, was Essen, Landschaft, Sprache und Kultur betrifft“, sagt Leeb, für den Berge keine Grenzen, sondern verbindende Elemente sind.
Willi Rainer