Der Verein "art but fair" hat bei der Innsbrucker Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen den künstlerischen Leiter der Festspiele Erl, Gustav Kuhn, eingebracht. Dem Verein gehe es um mehrere "Fragenkomplexe", die staatsanwaltschaftlich geklärt werden sollen, darunter der Vorwurf von strafrechtlich relevanten sexuellen Übergriffen, heißt es in einer der APA vorliegenden Stellungnahme. Gustav Kuhn bestreitet alle Vorwürfe.
Der Verein begleitet nach eigenen Angaben "mehrere namentlich bekannte betroffene Künstler und Künstlerinnen". Die Vorwürfe müssten ausgeräumt oder juristisch geahndet werden, hieß es. Sollten die Missstände nur "ansatzweise" der Wahrheit entsprechen, "würde das in der Opern- und Klassikwelt Österreichs einen Skandal nicht geahnten Ausmaßes bedeuten".
Unterschiedliche Gagen-Struktur
Unter anderem will "art but fair" neben dem Vorwurf sexueller Übergriffe geklärt haben, ob es tatsächlich - wie kolportiert - eine unterschiedliche Vertrags- und/oder Gagen-Struktur zwischen Künstlern aus EU- und Nicht-EU-Staaten gegeben habe. Zudem will der Verein wisse, ob die in "Erl übliche Kombination von Dienst- und Werkvertrag" bei Künstlern für ein und dieselbe Produktion den rechtlichen Vorschriften entspreche und ob das Arbeitsvolumen der Proben und Aufführungen den arbeitsrechtlichen Vorschriften gemäß gewesen sei.
Zusätzlich zu der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft habe "art but fair" Anfragen an die Arbeiterkammer und das AMS Tirol gestellt. Diese betreffen die arbeits-, dienst- und sozialversicherungsrechtliche "Auffälligkeiten".
Zuletzt hat sich Tirols Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) für die sofortige Einberufung einer Sitzung des Stiftungsvorstandes ausgesprochen, um "weitere Maßnahmen im Interesse einer raschen und vollständigen Aufklärung aller Sachverhalte zu beschließen." Das wurde von Festspiel-Präsident Hans Peter Haselsteiner, der sich gegen die Vorwürfe verwehrte, begrüßt.