Mehr oder weniger durch einen Zufall entdeckten Archivare des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) eine beeindruckende Sammlung. „Wir hatten eine Ausstellung und suchten nach einem Plakat“, schildert Ursula Schwarz. Dabei fanden sie und ihre Kollegen mehr als erwartet: einen Teil der Plakatsammlung von Friedrich Rehse, die zum zentralen Quellenbestand zur Geschichte der NSDAP zählt.

© DÖW

Der Bestand umfasst 550 (überwiegend in Wien gedruckte) Plakate, insbesondere aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Doppelmonarchie, der Ersten Republik, des Austrofaschismus und der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich. „Die Sammlung Rehse gehört zu den eindrucksvollsten zeitgeschichtlichen Dokumenten Österreichs“, erklärt die Archivarin. Manche Stücke fallen auf: So wird auf einem Plakat, das ein Auschwitz-Überlebender gestaltet hat, an das Novemberpogrom von 1938 erinnert. Die Auflistung der auf einem Grabstein geschriebenen Zehn Gebote führt dem Betrachter die von der NS-Herrschaft begangenen Verbrechen noch präziser vor Augen.

Für deren Rettung vor dem Verfall werden 25.000 Euro benötigt. Knapp die Hälfte konnte bisher über Internetspenden lukriert werden. Noch ist offen, ob es sich ausgehen wird. „Ich möchte gar nicht daran denken, was mit den Plakaten passiert, wenn wir sie nicht restaurieren können.“ Würden diese unbrauchbar werden, ginge wertvolles Material, um die Geschichte Österreichs zu erforschen und zu dokumentieren, verloren. „Plakate zeigen den politischen Kampf, offenbaren Ideologien und enthüllen, wie Regime mit politischen Gegnern umgehen“, hebt Schwarz deren Relevanz hervor. Rund 3800 Stück sind im DÖW gelagert, viele der Plakate finden sich in keiner anderen Bibliothek.

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Nachdem die Sammlung des gebürtigen Münsteraners Rehse 1945 von den Amerikanern beschlagnahmt worden war und deren unrechtmäßig erworbene Teile an die rechtmäßigen Besitzer restituiert worden waren, kam diese auf Umwegen nach Europa zurück. „Einen Hinweis darauf, dass auch Österreich einen Teil der Sammlung erhalten haben soll, gab es nirgends“, erklärt Schwarz. In einer Ausstellungspublikation des Bayerischen Hauptstaatsarchives München fand sich schließlich der entscheidende Hinweis, dass ein Teil der Sammlung dem Österreichischen Staatsarchiv übergeben worden sei, welcher sich seit 1970 zur Gänze im DÖW befindet.