Angesichts der fortschreitenden Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ sieht SPÖ-Kulturminister Thomas Drozda den letzten Wochen in seinem Amt entgegen. Mit der APA sprach der 52-Jährige über die noch offenen Vorhaben aus seiner 17-monatigen Amtszeit, seine beruflichen Pläne danach und die Selbstaufgabe der Kulturnation ohne ein Kulturministerium.
APA: Sie möchten Ihrem künftigen Nachfolger eine Mappe offener Projekte übergeben. Wie steht es etwa mit dem Thema Fotomuseum?
Thomas Drozda: Das Grundlagenpapier zum Fotomuseum ist in der Finalisierungsphase. Da habe ich den Ehrgeiz, dass das Ganze so weit fertig ist, dass ich es in die Flügelmappe für meinen Nachfolger geben kann - und zwar als zweiten Tagesordnungspunkt, weil ich es für wichtig halte.
Dass das Weißbuch für die Bundesmuseen so verabschiedet wird, wie von Ihnen intendiert, halten Sie für realistisch?
Ich gehe davon aus, dass das konsensfähig ist. Ich habe das breit besprochen. Was wir da an Führung und Stärkung des Ministeriums vorgeschlagen haben, ist ein gut begründeter vernünftiger Weg. Deshalb gibt es beim Weißbuch nicht mehr viel zu diskutieren. Es liegen alle Unterlagen vor. Jetzt geht es darum, dass es in Begutachtung geht und raschest möglich verabschiedet wird.
Offen ist auch noch das Vorhaben des geplanten Film Preservation Centers. Muss hier der Prozess völlig neu aufgesetzt werden?
Auch da liegen die Entscheidungsgrundlagen weitgehend vor. Die Notwendigkeit, das filmische Erbe zu sichern, ist unbestritten. Mein Nachfolger hat jetzt zu entscheiden, wo man das organisatorisch ansiedelt. Laxenburg ist da nicht die einzige Möglichkeit. Zu klären ist auch die Frage des Geschäftsmodells, schließlich wollte man über Fremdaufträge den Betrieb finanzieren, wobei ich den Umfang der Erlöse infrage stelle. Das Rechenmodell muss plausibel sein. Die entsprechenden Unterlagen kommen aber auch in den Ordner für meinen Nachfolger.
Gehen Sie denn davon aus, dass es unter der neuen Bundesregierung überhaupt noch einen Kulturminister geben wird, dem Sie etwas hinterlassen können?
Ich bin vehement dagegen, die Kultur zu degradieren. Es muss einen Kunst- und Kulturminister geben, der auch mit Sitz und Stimme im Ministerrat vertreten ist - was den Unterschied zum Staatssekretär darstellt. Wir sprechen von einem Land wie Österreich, das sich zurecht rühmt, eine Kunst- und Kulturnation zu sein. Da grenzte es an Selbstaufgabe, das Ministerium abzuschaffen. Ich höre diesbezüglich aus den Koalitionsgesprächen aber gar nichts - und habe auch nicht den Eindruck, dass das irgendeinen Verhandler interessiert. Das ist kein gutes Zeichen. Auch wenn man sieht, wie Schwarz-Blau in Oberösterreich agiert, ist das nicht sehr bestärkend.
Lassen Sie selbst denn mit Ihrem Ausscheiden aus dem Amt die Kultur hinter sich?
Ich werde für die Funktion des Kultur- und Mediensprechers der SPÖ kandidieren - und ich nehme an, dass ich gewählt werde. Schließlich habe ich aus der Kulturszene im Hinblick auf meine Aktivitäten der vergangenen 17 Monate viele positive Rückmeldungen.
Sie gehen also definitiv in den Nationalrat?
Ja, schließlich bin ich dort auch stellvertretender Klubobmann. Opposition ist nichts Ehrenrühriges. Nach der Verfassung soll man die Regierung kontrollieren - aber abseits dessen werde ich mich auch mit Vorschlägen einbringen. Wenn ich nur Kontrolleur hätte werden wollen, wäre ich zum Rechnungshof gegangen. Man kann in jeder Position etwas Vernünftiges machen.
Sie freuen sich also nicht nur auf "Wohlfühltermine"?
So viel zum Wohlfühlen wird das nicht werden (lacht). Gerade in der Kulturpolitik geht es darum, über den Diskurs und Dialog meinungsbildend zu wirken. Die Kulturpolitik ist einer jener Politikbereiche, in dem man durch Argumente und mit Ideen überzeugen kann. Das ist in der Innenpolitik oftmals anders.
Martin Fichter-Wöß/APA