Ein Forscherteam der australischen University of New South Wales (UNSW) veröffentlichte am Donnerstag in der Online-Fachzeitschrift "Plos One" neue Erkenntnisse zu dem Schädel, der bereits 1929 von einem australischen Geologen entdeckt worden war.
Nach Einschätzung der Wissenschafter lebte und starb der Mensch, dessen Schädel in der papua-neuguineischen Stadt Aitape gefunden wurde, sehr viel später als bisher angenommen. Bisher wurde der Fund für den Schädel eines Homo erectus gehalten, eine Spezies, die vor rund 140.000 Jahren ausgestorben ist. Die Forscher der UNSW-Universität bestimmten das Alter des Schädels nun aber mit 6.000 Jahren. Somit handelte es sich um einen von uns - einen Homo sapiens.
Höherer Meeresspiegel
Im Gegensatz zu bisherigen Untersuchungen nahm das internationale Forscherteam aus Australien, den USA, Frankreich, Neuseeland und Papua-Neuguinea auch Bodenproben von der Fundstelle unter die Lupe. Dort stand der Meeresspiegel vor 6.000 Jahren noch deutlich höher. Demnach starb unser Vorfahr in der Nähe der Küste - vermutlich durch einen Tsunami.
"Wir haben entdeckt, dass die Stelle, an dem der Aitape-Schädel ausgegraben wurde, damals eine Küstenlagune war, die vor rund 6.000 Jahren von einem schweren Tsunami überflutet wurde", erklärte James Goff, einer der Autoren der Studie. In den Sedimentsproben fanden sich der Studie zufolge mikroskopisch kleine Organismen aus dem Meer.
Vergleichbare Rückstände wurden auch 1998 im Boden gefunden, nachdem Papua-Neuginea von einem verheerenden Tsunami heimgesucht worden war, bei dem mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen waren. "Wir schließen daraus, dass dieser Mensch (..) wahrscheinlich das älteste bekannte Tsunami-Opfer auf der Welt ist", erklärte Goff.
Tsunamiforschung
Das Forschungsergebnis spricht dafür, dass Menschen in der Pazifikregion bereits vor langer Zeit von Naturkatastrophen betroffen waren. Nach Einschätzung der australischen Studie führten verheerende Tsunamis immer wieder zu Todesfällen, dem Zusammenbruch von Handelsrouten oder sogar zu Kriegen.
Im Fokus der Weltöffentlichkeit steht die Tsunamiforschung vor allem seit den schweren Naturkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte. Besonders stark in Erinnerung bleibt der Tsunami von 2004 in Indonesien und benachbarten Ländern, bei dem mehr als 230.000 Menschen ums Leben kamen, sowie der Tsunami im Nordosten Japans vor sechs Jahren, bei der etwa 16.000 Menschen starben.