Es war einmal ein "Comedy Hirte", der mit seinen lustigen Gesellen Peter Moizi und Rolf Lehmann fast zehn Jahre hindurch scherzend und feixend durch das Land zog. Als er 2011 seine kleine Scherzboldherde verließ, um Alleinunterhalter zu werden, stand sein Schmäh plötzlich auf der Probe. Kann er auch alleine liefern? Scheint so, denn Gernot Kulis' erstes Programm "Kulisionen" sahen 250.000 Österreicher. Seit letzter Woche ist der Kärntner mit dem Nachfolger "Herkulis" auf Tournee und der Zuspruch bleibt ein großer: Am Donnerstag trat der 41-Jährige im ausverkauften Grazer Orpheum auf, am Freitag in der ausverkauften Mehrzweckhalle Gratwein, am Samstagabend passiert selbiges in der Klagenfurter Universität.
Auch mit "Herkulis" trifft Kulis wieder den Nerv seiner Fans: hohe Pointentaktung, rasantes Tempo, aktuelle wie zeitlose Geschichten, aber weitestgehend unpolitisch. Zurückgefahren wurden im Vergleich zu den "Kulisionen" Pointen in seiner Rolle als Ö 3-Callboy, intensiviert hingegen der Hang zu Reimen. Thematisch geht es in "Herkulis" vor allen um Herrn Kulis selbst, seine Eltern sowie die Ehefrau mit den zwei Kindern – von denen keines "Mira Kulis" heißen durfte, der Mama sei Dank. Eine übergroße Rolle spielt diesmal Kulis’ Vater, der leider kein Soloprogramm seines Sohnes miterleben durfte. Ob er so herzlich mitlachen würde, fragt man sich an diesem Abend immer wieder, denn viele Pointen gehen auf Kosten des Herrn Papa, des Manns ohne Geduldsfaden, aber mit viel Kraft und großem Herzen.
Umwerfend komisch ist Kulis' Ausflug in den Baumarkt, wo er verzweifelt einen Angestellten sucht. Als er schließlich so ein "scheues Wesen" entdeckt, fragt ihn dieser zitternd: "Wie haben Sie mich erkannt?" Darauf Kulis: "Sie sind der Einzige, der niemanden sucht." Die erste Hälfte geht überhaupt über vor witzigen Begegnungen mit köstlichen Typen und verrückten Geschichten, die – wenn überhaupt erfunden – oft sehr authentisch wirken. Nach der Pause bleibt der Pointenpegelstand noch immer ziemlich hoch, nur der Ausflug in Amsterdams Coffeeshops mit ihren ganz speziellen Kuchen hat seine Längen.
Nach Kulis’ Heimspielen in Wien (sein Wohnort) und Graz (Jugendjahre) spielt er nun am Samstag und am Mittwoch in Kärnten, wo er einst in St. Paul zur Welt kam: Zu Hause fühlt er sich überall, wo Familie (Wien, Kärnten) und Freunde (Graz) sind: "Ich bin ein offener provinzieller Weltenbummler, der gerne wo daheim ist.
Christoph Steiner